Geräte in dieser Rubrik:
Achtung!
Hochspannung! Lebensgefahr! Arbeiten an Röhrenradios erfordern Fachwissen. Ich beschreibe die Geräte und was ich
an Arbeiten durchgeführt habe. Dies sind Informationen und keine Nachbau-Anleitungen.
"Der
Skantic" ist ein "Tonmöbel" aus den 50-er Jahren. Er stammt aus
Schweden, wo ich ihn in einem Winterurlaub 1989 entdeckt hatte. Er stand
einsam und verstaubt in einer Kammer herum und wurde nicht mehr genutzt.
Da er mein Interesse geweckt hatte, habe ich dem Eigentümer am 31.12.89
mittags für das Gerät eine Flasche hochprozentigen Rum (54%) angeboten,
worauf hin er mir das Gerät nach einem längeren Vortrag über defekte und
abgestandene Röhren und nicht formierte Elkos überließ. Für die
Rückreise wurden die Beine abgeschraubt und das Gerät auf der
Rücksitzbank des Autos abgelegt. Ich hatte das Gerät schon im
Ferienhaus mit Erfolg in Betrieb genommen. Es war nichts defekt und auf
Langwelle war der damals neue Sender
Atlantic252
zu hören. Inzwischen ist der Sender auch Geschichte...
(Ich war
damals sehr überrascht, dass man auf Langwelle einen komerziellen
Pop-Sender installiert hatte.)
Heute wird die Frequenz von
RTÉ Radio 1, einem irischen Sender, genutzt.
Der Sender ist in Norddeutschland gut zu empfangen. Vermutlich wird
er aber auch bald Geschichte sein, weil die Betriebskosten zu hoch sind
(siehe
Radio Today).
Der Skantic ist ein Kombi-Gerät, mit dem man unter anderem auf einem
Stahldraht (Tondraht) Sprache und Musik aufzeichnen kann. Heute
würde man Kompaktanlage zu dem Gerät sagen. Ein derartiges
Drahttongerät hatte ich zuvor nicht gesehen.
In der Zubehörschublade des Tonmöbels fanden
sich auch einige Nadeln für den Plattenspieler (Schellackplatten) und
Tondrähte auf mehreren Spulen sowie ein Mikrofon.
Bei genauerer Hinsicht fällt auf, daß dieses
Gerät sehr denen der Fa. Luxor ähnelt. Eine kurze Übersicht zur
Tondrahtgeschichte und einige Bilder zu Geräten der Fa. Luxor finden sich hier:
Johansoldradios
Das
Skantic Tonmöbel
Typ: S 295 M
Links ist das
Plattenspielerlaufwerk zu erkennen. Es dient gleichzeitig auch als
Laufwerk für den Tondraht. Im rechten Teil befindet sich der
Rundfunkempfänger. Der Vogel auf dem Lautsprecherbespannstoff trägt den
Schriftzug "Skantic Radio" (s.o.). Er dient als Betriebskontrolleuchte.
Für das Radioteil und das Laufwerk gibt es je eine Abdeckklappe. Die
Klappe vom Laufwerk ist abschließbar.
Das Drahttongerät: Zur Aufzeichnung
von Rundfunkprogammen, Schellackplatten oder Mikrofonsignalen wurde ein
dünner Stahldraht verwendet. Bei einer Geschwindigkeit von ca.
60cm/sec. ergibt sich für eine Spieldauer von 1 Stunde eine Drahtlänge
von etwa 2km, die sich bequem auf einer Spule von 7cm Durchmesser
aufwickeln lassen, da der Tondraht einen Duchmesser von nur 0,09mm
hat. Bei der Aufnahme / Wiedergabe wird der Tondraht von der kleinen
Spule abgewickelt und auf eine Trommel, die gleichzeitig als
Plattenteller dient, umgespult. Als Einfädelhilfe dient ein Vorspann aus
Papier. Dieser Vorspann klemmt in der Spulvorrichtung des
Plattentellers, sodass man den dünnen Draht nicht manuell fixieren muss.
Beim Zurückspulen wird der Papiervorspann auf die Tondrahtspule
gewickelt, auf der er ebenfalls leicht klemmt. Somit kann der Tondraht
nicht von der Spule herunterfallen. Der bespielte Draht kann immer
wieder "gelöscht" und für neue Aufnahmen verwendet werden. Mit
einem Drahttongerät war bereits Anfang der 50-er Jahre ein
Frequenzumfang von 50-10.000 Hz möglich.
Tondrahtspule
der Fa. Skantic.
Der Außendurchmesser beträgt 7cm. Im
Vordergrund ist der Papierstreifen, der zur Drahtfixierung dient, gut
zu erkennen.
Wie mit einem gerissenen Draht verfahren wird,
ist in dem Artikel "Tondraht,
ein Stück Technikgeschichte" des Stadtarchivs Hildesheim
nachzulesen.
Die beiligenden Spulen sind noch mit Tondokumenten
aus der damaligen Zeit bespielt, schwedischem Rundfunkprogramm und
Mikrofonaufzeichnungen.
Beispiel des Originaltons. Es ist ein BBC Mitschnitt
(Victor Sylvester), vermutlich Ende der 50-er Jahre aufgezeichnet.
Zwischen dem ersten und zweiten Musikstück befindet sich ein Schnitt.
Das "Rascheln" im Hintergrund ist nicht auf der Aufzeichnung, sondern
wurde durch einen schlechten Kontakt am Drahttongerät erzeugt (580k).
Erfunden wurde die magnetische Tonaufzeichnung
von dem dänischen Elektroingenieur
Valdemar Poulsen , 1869–1942. Er erfand (1898) das
Telegraphone (ein frühes Draht Aufnahmegerät) . .
Tondrahtspule
und Verpackungen.Tondrahtspule und Verpackungen.
Das
Platten / Drahtlaufwerk Links befindet sich die Bedienleiste. Hier
wird das Laufwerk an- oder ausgeschaltet, auf Platten- oder
Drahtwiedergabe und auf die unterschiedlichen Aufnahmenquellen
geschaltet. Links unten befindet sich die Aufnahme für die
Drahtspulen. Der silberfarbene Block in der Mitte ist der Tonkopf und
rechts liegt der Plattenteller, in dem ein Spalt vorhanden ist, in dem
der Draht beim Abspielen aufgewickelt wird. Rechts unten steht eine
Tondrahtspule mit abgerissenem Vorspann. Oberhalb des Plattentellers
befindet sich eine Art Zählwerk. Die Zählung erfolgt in Minuten.
Die Aufzeichnung auf Draht ist, das zeigen die
Erfahrungen mit dem hier vorliegenden Material, langlebig. Im Gegensatz
zur Aufzeichnung auf Polyesterfolien, die mit einer magnetischen Schicht
versehen sind , also Tonbandkasetten und Tonbändern, kann der Tondraht
kein Wasser aufnehmen, was bei Tonbändern zu Quietschen führt, und es
kann sich die Magnetschicht nicht lösen. Ein weitere Vorteil ist die
Temperaturbeständigkeit. Mir liegt eine Drahtspule eines Flugschreibers
vor, die ein sehr ähnliches Aussehen hat.
Das
Laufwerk im Betrieb
Rechts liegt das beleuchtete Zählwerk.
Die Lampe unter dem Tonarm dient zur Beleuchtug des Laufwerks im Ganzen.
Hiermit ist es einfacher, bei schlechten Lichtverhältnissen eine Platte
aufzulegen oder einen Tondraht einzufädeln.
(Das Bild wurde mit
1/8-tel Sekunde ohne Blitz aufgenommen)
Damit der Tondraht möglichst gleichmäßig
gewickelt wird, bewegt sich der Tonkopf im Betrieb auf und ab.
Tonkopf
oben
Auf diesem Bild befindet sich der Tonkopf oben. Bei
genauem Hinsehen ist zwischen Tonkopf und Plattenteller der Tondraht zu
sehen.
Tonkopf
unten
Hier ist der Tonkopf unten
Das Radio: Der Skantic S295M ist
mit einem sehr komfortablen Radioteil ausgestattet. Es beinhaltet
Langwelle, Mittelwelle und Kurzwelle, verteilt auf drei Bereiche. Von
11m bis 120m. UKW und FM hat er noch nicht. Die Abstimmung ist mit
einem großen und schweren Schwungrad versehen, sodass man am
Abstimmknopf einmal kräftig Schwung holen kann und sich der Zeiger dann
über den gesamten Abstimmbereich bewegt.
Der NF-Teil ist auch
sehr großzügig gebaut: Großer Lautsprecher mit einem
Verstärker, der problemlos auch tiefste Frequenzen wiedergeben kann.
Dementsprechend klingt der Skantic dann auch "bullig".
Lautstärkepoti und Einschalter befinden sich an der rechten Außenseite
des Gerätes. Der Sinn kann darin liegen,daß man so das Gerät aus- und
einschalten kann, ohne die Abdeckklappe öffnen zu müssen.
Die Röhrenbestückung: Radioteil: 6J6 -
EM4 - 6BA6 - 2 Stk. 6AV6 - 2 Stk. 6P25
Netzteil: AZ4 Magneton:
6X4 - 6AQ5 - 6AT6 - EF40
Das
Radio.
Links sind die Bedienelemente für die Höhen- und
Basseinstellungen.
In der Mitte liegt der Drehknopf für die
Senderwahl und
rechts ist der Bandwahlschalter.
Die
Skala des Skantic:
Sehr übersichtlich gestaltete Skala für alle
Wellenbereiche. Links oben leuchtet das Magische Auge. In diesem
Gerät ist es eine EM4. Da die originale EM4 schon sehr dunkel war,
schenkte mir ein Freund - DJ0UD - eine Neue.
Auch von Innen und der Rückseite ist der
Skantic S295M recht ansehnlich und durchdacht. Die Rückwand läßt sich
ohne Werkzeug sehr einfach abnehmen. Hierzu sind im unteren Bereich zwei
Veriegelungen zu öffnen. Danach läßt sich die Rückwand sehr einfach
abnehmen.
Rückwand
des Radioteils. Beim Abnehmen der Rückwand wird das Netzkabel über
eine Steckverbindung vom Gerät getrennt.
Innenansicht
des Skantic:
Rechts ist z.T. der Lautsprecher sichtbar. Die
große Röhre im Vordergrung ist der Gleichrichter, die beiden
übereinander angeordneten Röhren sind die NF-Endstufe.
Der
"TOR" Olympic 349 wurde von mir auf einem Flohmarkt gekauft. Er war
leider in einem stark angegriffenen Zustand. Das Gehäuse musste komplett
abgeschliffen und neu lackiert werden. Elektronisch war er im Grunde
einwandfrei, sodass das Innere nur gereingt werden musste. Auf Grund
seines hohen Alters hat dieses Röhrenradio keine UKW / FM Funktionen.
Somit kann er auf den Bändern KW III : 16m .... 26m KW II :
30m .... 50m KW I : 75m ... 200m MW
: 200m ... 550m LW : 800m ... 1900m
empfangen.
TOR
Olympic 349 von vorne.
Ich nenne ihn deshalb "Lamelle", weil der
Lautsprechergrill lamellenförmig konstruiert wurde.
Die
Bedienelemente von links nach rechts: Lautstärke Bässe
Ausschalter und Bandschalter Höhen Senderwahl
Das Radio wurde von TO-R Radio A/S; Vanløse in
Dänemark ca. 1948 gebaut. Es ist ein Allstromgerät und damit ist der
Betrieb ohne einen passenden Trenntrafo lebensgefährlich, denn es ist
kein geräteinterner Transformator vorhanden.
Ansicht
des Radios von hinten.
Der Netzanschluß ist fest mit der Rückwand
verbunden und wird bei der Demontage der Rückwand vom Chassis abgezogen.
Die Röhrenbestückung ist:
UCH21,
UAF42, UAF42, UBL21, UM4, UY1.
Das
erste Radio, an das ich mich erinnere, ist das Familiengerät
Grundig 5080 (HiFi Zauberklang). Bis zur Anschaffung einer
Stereo-Anlage war es das Wohnzimmer-HiFi-Gerät zum Radiohören und
Abspielen von Schallplatten. Nachdem die Stereo-Anlage angeschafft
war, wurde es ins Kinderzimmer verbracht und diente dort noch viele
Jahre als Audio-Gerät; vorzugsweise, um unsere Kinderplatten
abzuspielen. Im Laufe meiner Jugend kam es dann "unter die Räder".
Nun habe ich mir dieses Modell nochmal "geangelt". Leider hat die
Skalenscheibe mehrere Glasbrüche, aber vielleicht bekomme ich sie auch
noch repariert. Der Zustand des Gerätes ist als gut zu bezeichnen. Es
wurde einmal repariert, zeigt aber keinerlei Verbastelungen, alles im
Originalzustand und vom Fleck weg funktionsfähig. Allerdings ist das
Gerät stark verschmutzt gewesen (ekeliger Dachboden-Staub). Der Lack
weist nur geringe Beschädigungen auf. Defekt waren die elektrostatischen
Hochtöner (Kondensatorhochtöner oder auch Elektrostaten). Sie
gaben keinen Mucks mehr von sich. Zusätzlich sind der
Selen-Gleichrichter und ein Netzteil-Widerstand beschädigt.
Vermutlich lag ein Überlast-Fall vor, der zur Beschädigung des
Gleichrichters geführt hat. Weil nun sein Innenwiderstand stark erhöht
ist, habe ich ihn mit 4 Silizium-Dioden "überbrückt". Diese Dioden habe
ich direkt an die Anschlußkontakte des Gleichrichters gelötet und
die Selen-Säule beibehalten. Daraus resultierte eine erheblich zu
große Betriebsspannung. Da aber auch das Radio nicht für 230V, sondern
nur für 220V gebaut ist, und auch die Heizspannung zu groß war, habe ich
für's Erste bechlossen, auf der Primär-Seite des Netztrafos einen
Zement-Vorwiderstand von 47Ohm / 10W zu ergänzen. Hiermit stimmen im
Betrieb nun die Anoden- und Heizspannung.
Reparatur-Vorgehensweise:
1. Selengleichrichter: Im
Falle eines defekten (hochohmigen) Selengleichrichters (B250 C150 N2)
können als Ersatz 4 Dioden oder ein passender Brückengleichrichter
verwendet werden. Üblicherweise wird die Diode 1N4007 empfohlen.
Ich habe die Glasdiode BY448 verwendet, weil ich davon sehr viele
vorrätig habe.
Einbau
der Ersatz-Dioden bei einem beschädigten Selengleichrichter:
Die
Dioden wurden so abgelängt, dass die Drähte genau den gleichen Abstand
haben, wie die Kontakte an der Gleichrichtersäule.
Ich habe die 4
Dioden im Vorfeld zu einem Quadrat verlötet, die Drähte ca. 2cm lang
gelassen und das vorgefertigte Diodenquartett auf den
Gleichrichterkontakten bestückt.
Hier kamen 4 Stk. BY 448 zum
Einsatz.
Rechts im Vordergrund ist der beschädigte
2W-Widerstand R84 (500 Ohm) sichtbar.
Und nicht vergessen: Auf
die Anodenspannung achten! Ggf. einen Serienwiderstand vorsehen.
Zum heutigen Tag liegt noch keine endgültige
Festlegung zur Befestigung des 47R-Widersatandes vor, daher gibt es
keine weiteren Beschreibungen.
2.
Kondensatorhochtöner / elektrostatischer Hochtöner /
Elektrostat (electrostatic tweeter repair)
Im
Regelfall sind die beiden elektrostatischen Hochtöner im 5080 defekt.
Hinweise zum Aufbau und zur Reparatur sind im Internet selten. Daher
beschreibe ich an dieser Stelle, wie die Teile überarbeitet werden
können. Die Funktionsweise der Hochtöner beruht auf dem
elektrostatischen Prinzip: Zwei leitende Flächen unterschiedlichen
Potentials ziehen sich an. Je größer die Feldstärke zwischen den
beiden leitenden Flächen ist, desto größer ist die Anziehungskraft.
Bestimmt wird diese Kraft durch den Abstand der Flächen zueinander und
die Spannung zwischen den Flächen.
Einen Lautspercher erhält man, wenn z.B. die eine Fläche starr und die
andere beweglich ist.
Die Elektrostaten des 5080 sind so gebaut,
dass die starre Fläche als Kupfer-Lochblech und die bewegliche Fläche
als dünne, einseitig metallisierte Kunststofffolie ausgeführt sind.
Vorgehen zur Reparatur: Benötigt
wird: Lötkolben; Bohrer 2mm, 3mm, 5mm; Akkuschrauber; kleiner
Schraubendreher; Wattestäbchen; Isopropanol oder Waschbenzin;
Sanitärreiniger mit Entkalker; 8 Senkkopfschrauben M3; 8 Muttern M3
sauberer übersichtlicher Arbeitsplatz; ruhige Hand.
Nachdem die jeweils vier
Holzschrauben gelöst sind, lassen sich die Hochtöner von der Schallwand
abnehmen. Danach öffnet sich der Blick auf die Vorderansicht des
Elektrostaten. Man erkennt deutlich die starre Fläche, die hier in Form
eines Lochblechs aus Kupfer ausgeführt ist.
Ansicht
des Elektrostaten von vorne.
Rechts unten im Bild befindet sich
der Lötkontakt für den Masseanschluß. Er wird von der rechten Lötöse
abgelötet. Die linke Lötöse (rote Farbmarkierung) ist intern mit
einem dünne Kupverstreifen verbunden. Hier wird nichts abgelötet. Auf
dem Kupferlochblech ist eine Isolierfolie zu erklennen, die nicht
beschädigt werden sollte. Die gesamte Konstruktion wird mit zwei
Kunststoffteilen zusammengehalten. Diese beiden Kunststoffteile werden
über insgesamt 4 Kunststoffnieten mit dem Gehäuse zusammengehalten. Die
verschmolzenen Nieten sind oben und unten erkennbar.
Nach dem Ausbau werden die
vier Kunststoffnieten aufgebohrt. Alternativ können sie auch mit einem
3mm-Bohrer kpl. ausgebohrt werden.
Ansischt
des Elektrostaten, aufgebohrte Kunststoff-Nietung
Um die
Elektrostaten öffnen zu können, müssen sie zerlegt werden. Hierzu werden
die beiden Kunststoffteile vom Gehäuse getrennt. Dies geschieht durch
Aufbohren oder Ausbohren der Kunststoffnieten. Im linken
Bild ist die linke Niete mit einem 5mm Bohrer aufgebohrt worden.
Geht man diesen Weg, lassen sich die Nieten ggf. nach der Reparatur
wieder verschmelzen.
Alternativ können sie aber auch kpl.
ausgebohrt werden. In dem Fall werden sie später durch 3mm
Senkkopfschrauben ersetzt.
Ansischt
des Elektrostaten, ausgebohrte Kunststoff-Nietung.
Hier ist die Alternative zum Aufbohren zu erkennen. Die Nieten
wurden von der Gehäuserückseite her ausgebohrt. Angesetzt habe ich in
der kleinen Vertiefung und zunächst mit einem 2mm Bohrer vorgebohrt.
Danach wurde die Niete kpl. mit einem 3mm ausgebohrt. Zusätzlich habe
ich sie danach von der Vorderseite mit dem 5mm Bohrer aufgebohrt, damit
später die Senkkopschraube versenkt montiert werden kann.
Ich
habe mich dazu entschlossen, die Nieten kpl. durch 3mm Schrauben zu
ersetzen.
Da die Bilder im Wesentlichen mit einem
anfänglich aufgebohrten Elektrostaten aufgenommen wurden, ist im
Folgenden der Rest der Niete auf den Bildern zu sehen. Später habe ich
sie dann kpl. ausgebohrt. Das Aufbohren habe ich in zwei Schritten
durchgeführt: Zuerst eine Führungsbohrung mit einem 2mm-Bohrer, dann mit
einem 5mm-Bohrer den Niet-Kopf weggebohrt.
Ansischt
des Elektrostaten, 2 aufgebohrte Kunststoff-Nietungen.
An der linken Nietung ist erkennbar, wie sich der Kunststoffhalter
später lösen wird.
Beim Aufbohren können sich ringförmige
Kunststoffteile vom "Nietkopf" lösen. Das ist normal und kein Problem.
Am rechten Niet ist das Ergebnis nach dem Aufbohren recht gut erkennbar.
Nachdem die Nieten aufgebohrt sind, werden die beiden Kunststoffhalter
vorsichtig vom Gehäuse des Elektrostaten abgenommen. Ein wenig Hebeln
ist erforderlich, wenn die Nieten nur aufgebohrt wurden.
Ansischt
des Elektrostaten, angehobener Kunststoff-Halter.
Nach dem
Aufbohren bleibt ein kleiner Nietrand übrig. Daher löst sich der
Kunststoffhalter nur mit leichter Gewalt vom Gehäuse. Zum Lösen habe ich
einen kleinen Schraubendreher mit sehr flacher Klinge verwendet. In
Verlängerung zur Niete sind im Gehäuse kleine Spalten zu sehen. Sie
verleiten dazu, dort den Schraubendreher zum Hochhebeln des Halters
anzusetzen. Bei dem hier gezeigten Halter ist es möglich so
vorzugehen. Bei den Haltern auf der anderen Seite des Elektrostaten ist
diese Vorgehensweise strikt zu vermeiden, um Schäden an weiteren
Bauteilen innerhalb des Elektrostaten zu vermeiden.
Daher
empfehle ich, grundsätzlich nicht die kleinen Spalten als Ansatzpunkt
zum Hochhebeln des Kunststoffhalters zu verwenden.
Die
rot gekennzeichneten Stellen sind zum Hochhebeln der Kunststoffhalterung
ungeeignet.
Auf diesem Bild ist zu erkennen, daß der Anschluß des
Kupferlochblechs noch nicht an der Lötöse abgelötet wurde. Ein Ablöten
ist gem. oben beschriebener Vorgehensweise vorteilhaft.
Nach oben beschriebenem Prinzip werden alle 4 Nieten aufgebohrt. Nun
läßt sich der Elektrostat zerlegen.
Abgenommenes
Kunststoffteil.
Hier sind alle 4 Nieten aufgebohrt, das untgere
Kunststoffteil entfernt sowie das obere gelockert, sodsaß es abgenommen
werden kann.
Unter der rot markierten Lötöse befindet sich im
Inneren ein dünner, schmaler Kupferstreifen, mit dem die innen liegende
Folie kontaktiert wird. Auf diesen Streifen ist zu achten. Außerdem
sollte die Kunststofffolie unter der rot merkierten Lötöse nicht
bechädigt werden, denn sie dient als Isolierung.
Nachdem die beiden Kunststoffteile abgebaut wurden, kann der
Kondensatorhochtöner weiter zerlegt werden. Dazu wird das
Kupferlochblech zusammen mit sämtlichen Innereien des Gehäuses komplett
entnommen, beispielsweise durch vorsichtiges Anheben des Lochblechs oder
indem man es "über Kopf" gewissermaßen ausschüttet. Nochmal der Hinweis:
Auf den Kupferstreifen achten, denn er ist leicht zu beschädigen.
Vollständig
geöffneter Elektrostat
Unten im Bild das Gehäuse mit einem völlig
spröden Schaumstoffstreifen, der erneuert werden muss,
Darüber
der eigetliche Hochtöner. Das weisse Material ist eine Art Fließ, der
die Folie leicht gegen das Lochblech drückt. Auf diesem Bild ist die
eigentliche Folie nicht zu sehen, da sie vollständig durch den Fließ
verdeckt ist. Lediglich links oben ist sie ansatzweise zu erkennen.
Gegenüber dem Schaumstoffstreifen ist der Abdruck dieses Streifens im
Fließ erkennbar. Er drückt den dünnen Kupferstreifen gegen die
metallisierte Fläche der Folie.
Nachdem die Innereien ausgebaut sind, kann der Kupferstreifen aus dem
Schichtaufbau einfach herausgezogen werden. Ich empfehle aber, vorher
einen Blick auf den inneren Aufbau zu werfen, damit anschließend der
Zusammanbau einfach erfolgen kann. Es ist möglich, dass es zwei
Bau-Varianten gibt: 1) Der Kupferstreifen liegt direkt zwischen Folie
und Fließ. 2) Der Kupferstreifen ist zwischen zwei Folien angeordnet
(Gewissermaßen in einer Tasche).
Vorder-
und Rückansicht des Inneren.
Auf beiden Bildern ist die
Kupferfolie gut erkennbar. Sie kann einfach aus den "geschichteten"
Einzelteilen herausgezogen werden. Es empfiehlt sich aber, den Fließ
vorher ein wenig anzuheben, um die genaue Position des Kupferstreifens
festzustellen. Ich bin der Meinung, daß in einem Hochtöner der
Kupferstreifen zwischen Folie und Fließ lag, in dem anderen Hochtöner
aber eine zweite Folie vorhanden war, die zusätzlich zwischen Fließ und
Kupferstreifen lag. Die Folie ist umlaufend mit einer weiteren
Isolierfolie versehen, damit es später zwischen Folienoberseite und
Lochblech keine Kurzschüsse gibt.
Blick
zwischen Folie und Kupferlochblech
Unten, kaum erkennbar ist der
Fließ. Der Ort, an dem der Kupferstreifen lag, ist deutlich sichtbar.
Ursache des Hochtönerausfalls ist vermutlich die oxidierte
Kontaktfeder. Auf einigen Seiten im Internet wird berichtet, dass eine
Säuberung für Abhilfe sorgt. Daher habe ich den Ratschlag befolgt und
zunächst den Zustand der Oberfläche in Augenschein genommen. In
der Tat sieht die Oberfläche nicht aus, wie "frisches" Kupfer. Es
wird auch berichtet, den Streifen mit Schleifpapier zu säubern. Dies
erschien mir zu heftig für die Anwendung, zumal das Anschleifen die
Oberfläche vergrößert und eine erneuten Oxidation damit beschleunigt
wird.
Ausgebaute
Kontaktfeder des Kondensatorhochtöners.
Deutlich erkannbar ist
die fleckige, oxidierte Oberfläche des Kupferstreifens.
Untern
links ist eine Deformation erkennbar, die durch eine unsachgemäße
Öffnung des Gehäuses hervorgerufen wurde. Ich hatte mit einem
Schraubendreher in den o.a. kleinen Spalten der Lötösen die
Kunststoffhalterung hochgehebelt. Dabei wurde der Kupferstreifen
beschädigt.
Zur Säuberung habe ich einen Reiniger für Badewannen, Duschen usw.
verwendet, der Kalkablagerungen, Seifenreste usw. entfernt, also
säurehaltig ist. Nach meinen Recherchen ist es
Amidosulfonsäure (auch Sulfaminsäure oder Sulfamidsäure genannt). Mit
diesem Reiniger habe ich ein Wattestäbchen getränkt und den
Kupferstreifen an allen Kontaktflächen ca. 5min lang abgerieben.
Innerhalb dieser Zeit wird das Kupfer wieder blank. Anschließend wird
der Streifen gründlich gespült, um die Reinigerreste vollständig zu
entfernen, und getrocknet. Nach der Behandlung darf der
Kupferstreifen nicht mehr mit den bloßen Fingern berührt werden, weil
sonst erneut Säuren und Fette aufgetragen werden. (Kennt jeder, dass
blankes Kupfer oder Messing, das man anfäßt, an den Berührungsstellen
schnell wieder anläuft, was zu vorzeitiger Oxidation führt).
Ausgebaute
und gereinigte Kontaktfeder des Kondensatorhochtöners
Es ist klar
erkennbar, dass die Oxidation beseitigt ist und das Kupfer wieder
glänzend hell ist. Die Oxidschicht ist beseitigt.
Es muss auch
nur die abgebildete Fläche gereingt werden.
Wichtig beim
Reinigen: Nicht den Streifen knicken, oder sonstwie verbiegen. Die hier
sichtbare Biegung muss erhalten bleiben.
Nach der Reinigung der Kupferstreifen ist es ratsam, auch die Lötösen zu
reinigen, über die die Kupferstreifen angeschlossen werden. Auch hier
habe ich mit dem Badreiniger gute Ergebnisse erzielt.
Lötöse
des "+"-Anschlusses eines Kondensatorhochtöners.
Sie ist
beidseitig mit dem Badreiniger "entoxidiert" worden. Auch hier ist
eine gründliche Entfernung der Reiniger-Reste nötig.
Bevor es an den Zusammenbau des Hochtöners geht, muss der zerbröselte
Schaumstoffstreifen im Gehäuse erneuert werden. Er drückt später den
Kupferstreifen an die Kunstofffolie, sodass ein zuverlässiger Kontakt zu
deren metallisierten Oberfläche gewährleistet ist. Der zerbröselte
Streifen wird incl. Klebereste vollständig entfernt und durch einen
neuen Schaumstreifen ersetzt. Hier sollte ein Material gewählt werden,
das dauerelastisch ist und nicht, wie der Schaumstoff, nach diversen
Jahren versprödet. Ich habe von der Fa.Tesa das "Tesa moll
PVC-Dichtungsband" mit den Maßen 9mm Breite x 4mm "Dicke" gewählt. Es
ist ein rechteckiges Profil.
Das
Gehäuseinnere.
Der zerbröselte Schaumstoffstreifen muss ersetzt
werden.
Es ist ratsam die Länge und Position des defekten
Streifens für den neuen Streifen beizubehalten.
Er drückt später
den Kupfertsreifen gegen die metallisierte Seite der Kunststofffolie.
Nun sind alle Einzelmaßnahmen beendet und der Elektrostat kann wieder
zusammen gebaut werden. Es wird der Kupferstreifen exakt so, wie er
vor dem Zerlegen montiert war, auf der Kontaktfläche der
Kunststofffolie platziert. Der Fließ wird ordentlich ausgerichtet.
Kupfer-Lochblech, Kunststofffolie und Fließ werden geschichtet und
wieder ins Gehäuse des Hochtöners gelegt. Hierbei ist die Kupferfolie
über den Rest der aufgebohrten Niete zu führen oder, wenn die Niete
ausgebohrt ist, mit der Bohrung im Gehäuse zu Übereinstimmung zu
bringen. Im Anschluß werden die Kunststoffhalter montiert und
festgeschraubt / mit dem Rest der Niete verschmolzen.
Teilmontierter
Elektrostat.
Alle Bestandteile sind im Gehäuse untergebracht. Die
Kupferfolie befindet sich in ihrer Ursprungslage (Sie liegt nun direkt
in Übereinstimmung mit dem Schaumstoffstreifen).
Rechts im Bild
ist einer der Kunststoffhalter bereits montiert.
Hier, wie oben
beschrieben, noch ohne ausgebohrte Nieten.
Die M3-Senkkopfschrauben werden von der Kupferblechseite her
bestückt, damit der Elektrostat später wieder flächig an der Schallwand
anliegt. Die Muttern befinden sich auf der Rückseite des Gehäuses.
Der Anstand zwischen Mutter und Gehäuse des Hochtöners ist ggf. zu
klein. Hier nicht die Mutter mit Gewalt anziehen, sondern an einer Seite
abschleifen.
Senkkopfschraube
zur Befestigung des Kunststoffhalters am Hochtönergehäuse.
Die
Schraube nicht zu fest anziehen, damit der Kunststoffhalter an der
Bohrung nicht aufbricht.
Der linke Niet in diesem Bild muss noch
ausgebohrt werden.
Zum Schluß ein weitere Bilder des zusammengesetzten
Kondensatorhopchtöners.
Im
linken Bild die aufgebohrte Niete.
Evtl. lose sitzende
Kunststoffteile werden entfernt.
Für den Schraubenkopf wird eine
Senkung vorgenommen. Hierfür eignet sich notfalls ein 5mm Bohrer.
Wenn alles montiert ist, wird der Masseanschluß wieder mit der Lötöse
verbunden.
Fertig
zusammengeschraubter Hochtöner
Rückansicht
des zusammengesetzten Hochtöners.
Alle Nieten wurden durch
Schrauben ersetzt. Da die Muttern sehr dicht ans Gehäuse
heranreichen, müssen sie ggf. an einer Seite angeschliffen werden.
Keinesfalls sollten sie mit Gewalt / Kraft im Falle des
Nichtzusammenpassens angezogen werden.
Ansicht
von der Anschlußseite
Bevor die Hochtöner wieder in den guten 5080 eingebaut werden, empfiehlt
sich eine Prüfung. Dies erfolgt in 2 Schritten: Zuerst wird mit
einem Ohmmeter der Widerstand zwischen den beiden Anschlüssen gemessen.
Er muss "unendlich" groß sein. Wenn vorhanden, kann die Kapazität der
Hochtöner gemessen werden. Sie sollte jeweils zwischen 600pF und 1nF
liegen.
Wenn dies erfolgreich war, werden die Hochtöner testweise
mit dem Radio verbunden und im Betrieb überprüft. Aus beiden sollten
deutlich vernehmbar die Höhen zu hören sein.
Wenn auch dieser
Test erfolgreich verlaufen ist, können die beiden Elektrostaten wieder
ins Gehäuse eingebaut werden.
3. Magisches Auge (magic eye tube / tuning indicator) EM34 / EM35
( = 6CD7 ): Im 5080 ist, wie in vielen anderen Röhrenrdios auch, ein magisches Auge
verbaut. Es ist die Röhre EM34, die im Regelfall kaum noch leuchtet,
also verbraucht ist. Ursache ist nicht eine unzureichende Emission der
Kathode, sondern die verbrauchte bzw. gealterte Leuchtschicht auf dem
Leuchtschirm.
Ausgebautes Chassis mit neuer, deutlich gedimmter EM34
Ausgebaute
EM34
In der Leuchtschicht sind deutlich die
Abnutzungserscheinungen durch Alterung sichtbar.
Die hellen
Bereiche waren im Betrieb abgeschattet, weshalb sie weniger verbraucht /
gealtert sind und deshalb heller leuchten.
Grundsätzlich treten
diese Abnutzungserscheinungen bei allen magischen Augen auf, also auch
bei der EM4, EM11, EM35 usw.
Besonders schnell altern die "satt"
grün leuchtenden magischen Augen. Die eher blaugrün leuchtenden
Röhren altern langsamer (Beisp: EM84, EM800), da die Leuchtschicht
dieser Röhren chemisch anders zusammengesetzt ist.
Ein
regenerieren der Leuchtschicht ist nicht möglich.
Es finden sich
im Internet Schaltungsvorschläge, mit denen die Helligkeit einer
verbrauchten Röhre gesteigert werden kann. Sie basieren auf einer
Erhöhung der Anodenspannung. Die Nachhaltigkeit darf bezweifelt
werden. Zu beachten ist dabei: Die Steuerspannung der Röhre muss
angepasst werden.
Abhilfe des schwachen Leuchtens ist nur möglich, indem die Röhre
ersetzt wird. Hat man erst in den sauren Apfel gebissen und eine
neuwertige EM34 eingesetzt, wünscht man sich, daß die neue Röhre
langsamer altert. Es besteht die Möglichkeit, den Anodenstrom zu
reduzieren, indem die Anodenspannung verringert wird. Die bedeutet
allerdings, daß die Gitterspannung (abgeleitet aus der Regelspannung des
Empfängers) ebenfalls angepasst werden muss. Alternativ läßt sich
die Anodenspannung takten. In diesem Fall muss die Steuerspannung nicht
angepasst werden und die Röhre wird mit den "ursprünglichen" Parametern
betrieben.
Basierend auf einem Artikel im Internet habe ich den
Vorschlag aufgegriffen und eine einfache Oszillatorschaltung
entwickelt, die sicher anschwingt. Hiermit takte ich nun die
Anodenspannung der EM34; sie erhält eine pulsweitenmodulierte
Anodenspannung.
Schaltung zur Reduzierung der Alterung des
magischen Auges
(circuit for reduction of the magic eyes aging): Die Schaltung
wird in Reihe mit der Spannungsversorgung der Anode geschaltet und mit
der Gerätemasse verbunden. Sie wird somit über 3 Anschlüsse ins Radio
integriert. Nachteilig ist, daß der Zerhacker (Chopper) Oberwellen
erzeugt, die den AM-Empfang beeinträchtigen können. Dieses Problem läßt
sich aber weitestgehend beseitigen.
Schematische Darstellung der Änderung im
Radiogerät.
Der Pulsweitenmodulator wird zwischen
Anodenspannungsquelle (hier als Elko gezeichnet) und Anode(n) des
magischen Auges geschaltet.
Er hat 3 Anschlüsse: (in / out /
Gnd).
Gefahr!! Die Anodenspannnung der
EM34 beträgt im Grundig 5080 ca. 260V DC.
Die Höhe der Spannung ist lebensgefährlich
Es wäre auch denkbar, nur die Spannung
des Leuchtschirms zu takten. Der Einfachheit halber (Kabelführung im
Gerät und Umbauaufwand) habe ich alle Anodenspannungen (Beide Trioden
und Leuchtschrim) der EM34 getaktet.
Die Störungen beim Takten der Anodenspannung entstehen in den
Schaltflanken. Je steiler die Flanken sind, desto ausgeprägter ist das
Oberwellenspektrum. Daher werden die Schaltflanken durch ein geeignetes
RC-Glied abgeflacht. Im 5080 hat diese Maßnahme, zusammen mit einem
geschirmten Kabel für die Anodenspannungszuführung, eine praktisch
vollständige Entstörung gebracht.
Ziel war es, den Eingriff ins Radio möglichst gering zu halten. Daher
habe ich den etwas größeren Aufwand für den Bau eines
Pulsweitenmodulators in Kauf genommen. Weiteres Ziel war es, den
Leistungsbedarf des Modulators möglichst gering zu halten, weil eine
zusätzliche Spannungsversorgung unverhältnismäßiger Aufwand gewesen
wäre. Somit sollte sich die Schaltung vollständig aus der Anodenspannung
der EM34 selbst versorgen. Wenn dies über einen Vorwiderstand erfolgt,
weil es die einfachste Lösung ist, sollte der Vorwiderstand so wenig
Leistung wie möglich in Wärme umsetzen. Somit war es naheliegend, den
Oszillator mit der C-MOS Version des Timer IC 555 aufzubauen. Der
C-MOS Timer läuft unter der Bezeichnung TLC555; LMC555; TS555; ICM7555 .
Die (Ruhe) Stromaufnahme des Timers liegt bei einer Versorgungsspannung
von 6V unter 200µA.
Die Schaltung des Pulsweitenmodulators besteht aus drei Elementen: 1)
Spannungsversorgung. 2) Rechteck-Oszillator mit einstellbarem
Tastverhältnis. 3) Schaltstufe mit Entstörung.
Die
Schaltung des Pulsweitenmodulators.
Taktfrequenz: ca: 108Hz
Versorgungsspannung : 6,2V Stromaufnahme: ca. 250µA
Minimales/maximalesTastverhältnis: 12:1
Für meine neue EM34 habe
ich das Tastverhältnis auf 0,7ms on und 8,5ms off eingestellt.
Dabei leuchtet die Röhre ausreichend hell.
Nochmals Vorsicht Hochspannung!
Lebensgefahr! Die Schaltung liegt auf Anodenspannungspotential.
Berührungen mit der Spannung können tödlich enden.
Die hier vorgestellte Maßnahme stellt
meine Erfahrungen dar und ist keine Nachbauanleitung.
Zur Schaltung: Die gesamte Schaltung
ist auf die Anodenspannung bezogen, liegt also Anodenspannungspotential.
Die für den Timer erforderliche Versorgungsspannung wird über den
Widerstand R1 und die Z-Diode D1 erzeugt. Gepuffert wird die so erzeugte
Spannung von 6,2V über den Elko C1.
Der Oszillator ist eine
"Standardschaltung". Mit demTrimmer R3 wird das Tastverhältnis der
Rechteckspannung eingestellt. Um Dauer-Aus oder Dauer-Ein an den
Anschlagpositionen von R3 zu vermeiden, wird R2 eingefügt. R4 ist im
Grund genommen überflüssig. Ich habe ihn eingefügt, um die Taktfrequenz
auf ca. 100Hz zu trimmen.
Das Oszillator-Signal wird über R5 auf
die Basis des Transistors geführt, der die Anodenspannung der EM34 ein-
und ausschaltet. Hier ist ein Transistor zu wählen, der mindestens die
Leerlaufspannung des Netzteils des Radios verträgt. Der hier gewählte
BF421 verträgt 300V, was für den Grundig 5080 extrem grenzwertig ist.
Ein Transistor, der 400V oder mehr sperren kann, ist grundsätzlich
besser geeignet. Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, daß hier ein
PNP-Transistor zum Einsatz kommt.
Die Entstörung erfolgt mittels
R7 und C3. Dieser einfache Tiefpass im Zusammenwirken mit einem
geschirmten Kabel dämpft die erzeugten Oberwellen hinreichend. Als
geschirmtes Kabel habe ich ca. 15cm RG174 verwendet. Der Schirm wird
einseitig an der Schaltstufe aufgelegt. Den Original-Draht habe ich
beidseitig (an der Röhre und dem Lötstützpunkt im Radio) "hochgelötet"
und im Gerät gelassen. So ist ein Rückbau problemlos möglich.
In der Praxis (kurze Erprobungsphase) hat sich die Schaltung bewährt.
Interessanter Weise ist die Helligkeit der EM34 trotz des stark
reduzierten Stromflusses hinreichend hell, wie auch auf dem oben
eingefügten Bild des Chassis zu sehen ist. Möglicherweise ist dies
darauf zurückzuführen, das die Leuchtschicht für eine gewisse Zeit
nachleuchtet. Mit etwas Glück ist somit die Lebensdauer der EM34
verdreizehnfacht, weil der Anodenstrom nur noch zu 7,6% der
ursprünglichen Zeit fließt.
Oszillogramm
der Anodenspannung der EM34. Deutlich erkannbar ist, dass die Spannung
für ca. 0,7ms angeschaltet und für ca. 8,5ms abgeschaltet ist.
Die Ablenkkoeffizienten sind: X: 2ms/Div Y: 100V/Div
Natürlich läßt sich diese Methode auf alle magischen Augen /
Abstimmanzeigeröhren anwenden, insbesondere auf diejenigen, deren
Leuchtschicht aus Willemit besteht. Somit kämen u.a. in Betracht:
EM34 / UM34; EM35 / UM34; EM4 / UM4;
EM11 / UM11; EM80 / UM80; EM81 / UM81;
EM85 / UM85; EM71.
Nebenstehendes
Bild zeigt den Einbau der Zusatzplatine in das Radio.
Die kleine
Lochrasterplatine habe ich mit einem Aluwinkel (Ansatzweise zwischen
Gehäuse und Zusatzplatine sichtbar) am 5080-Chassis befestigt. Hierzu
habe ich eine nicht genutzte Bohrung am Chassis verwendet.
Der
Timer ist eine SMD-Version (SO8), die ich mit einer Adapterplatine auf
die bedrahtete Größe (DIL8) angepasst habe.
Die Aodenspanung
des Radios wird über den grünen Draht zur PWM-Platine geleitet. Er ist
an Stelle des originalen roten Drahtes an dem entsprechenden
Lötstützpunkt im Radio angeschlossen. Der ursprüngliche Draht (rot) ist
abgelötet und verbleibt im Gerät. Er ist links sichtbar.
Der
schwarze Draht führt die Masse zu und ist am Antennenanschluß angelötet.
Die getaktete Spannung führt in diesem Bild über einen "frei fliegenden"
12k-Widerstand zum Innenleiter des geschirmten Kabels und an einen
keramischen 470pF-Kondensator. Deutlich erkannbar auch der Schirm.
Dieses Kabel wird zur EM34 geführt. Auch an der EM34 wird der rote Draht
abgelötet und sicher bei Seite geführt.
Die Schaltung läßt sich natürlich in jedes andere Radio auch einbauen.
Ggf. ist eine Änderung von R7 (12K) erforderlich, weil der
Spannungsabfall an dem Widerstand zu groß ist und das Auge bei den
stärksten Sendern nicht mehr vollständig schließt. Ein Wert von
5,6k sollte aber nicht unterschritten werden, um den Schalttransistor
nicht zu überlasten.
Ferner ist die Schaltung, und hier insbesondere die geschaltete Leitung,
von NF-Leitungen fern zu halten und unbedingt geschirmt auszuführen.
Selbst bei größeren Abständen im Bereich von einigen cm treten
kapazitive Übersprecheffekte auf und dann brummt und knattert es im
Lautsprecher.
Bei einem SABA Freiburg 7 Automatic waren umfangreiche Abschirmmaßnahmen
erforderlich.
Zu
den eher ungewöhnlichen Radios zählt das Philips-Gerät "Capella
Reverbeo", hier insbesondere das Modell B7X43A.
Es
ist ein Röhrenradio mit integriertem FM Stereo-Dekoder, das Anfang
der 60-er Jahre gefertigt wurde. Ein weiteres Modell ist das
B7X14A, das ebenfalls stereo-tauglich ist, jedoch den
FM-Stereo-Dekoder nicht beinhaltet. Es ist somit nur das Abspielen
von Tonaufzeichnungen (Platte, Tonband) in Stereo möglich. Der
Radio-Empfang ist monaural.
Während andere Hersteller zu dieser Zeit standardmäßig
Selengleichrichter im Netzteil verwendet hatten, setzte Philips in
diesem Gerät noch auf Röhren und verwendete die EZ81 als
Gleichrichter für die Anodenspannung. Obwohl Philips im Netzteil
eine Röhre eingesetzt hatte, werden im Reverbeo B7X43A dennoch
Transistoren eingesetzt. Sie finden sich im Stereo-Dekoder und
dem Treiber für die Stereo-Leuchte.
Ich ließ mir das Radio
mit einem der verbreiteten Paketdienste schicken und bekam trotz
umfangreicher Polsterung innerhalb des Kartons ein fast vollständig
zerstörtes Gerät geliefert. Ursache muss ein Sturz aus großer Höhe
gewesen sein. Die Transportschäden ließen sich mühselig
reparieren. Daher rate ich an dieser Stelle Röhren-Radios nicht
zu verschicken, sondern selbst abzuholen.
Philips
Capella Reverbeo von vorne (ausgeschaltet)
Diese Variante hat
ein mattes, geöltes und helles Holzgehäuse.
Das Gerät
beinhaltet 2 Breitband-Lautsprecher für die Stereo-Wiedergabe mit
jeweils 800 Ohm.
Die Lautsprecher sind winklig (ca. 20°)
angeordnet, so dass sie nicht direkt zur Seite strahlen, sondern
ebenfalls leicht nach vorne.
Bemerkenswert ist weiterhin, dass sowohl das gesamte Chassis des
Radios, als auch die integrierte Halleinheit für Transportzwecke
fixiert werden können. Dies scheint allgemein unbekannt zu sein und
führt daher durch Nichtbeachtung beim Versand zu Transportschäden.
Die Halleinheit ist mit vier Federn lose befestigt und das Chassis
lagert auf Gummi-Puffern, aus denen es herausrutschen kann. Das
Chassis kann mit 4 Schrauben fixiert werden und die Hall-Einheit mit
2 Stiften. Bei mir funktionieren Zahnstocher recht gut.
Zu den Besonderheiten
dieses Radio-Empfängers gehören:
-
Beleuchtung der Skala. Sie erfolgt durch
eine "Lumineszenz-Skala" (auch Elektrolumineszenz-Folie,
Plasmafolie, EL-Folie, Leuchtfolie...), die hinter der
Skalenscheibe angebracht ist. Sie wird direkt vom Netz-Trafo aus
der Wicklung für die Anodenspannung betrieben.
-
Halleinheit. Durch eine integrierte
Hallfeder kann ein einstellbarer Nachhall zugeschaltet werden.
Während dieser Funktion wird der Stereo-Betrieb unterbrochen.
-
Stereo-Dekoder für UKW-Rundfunk.
-
Die internen Lautsprecher haben eine
Impedanz von 800 Ohm. Die extern zuschaltbaren Lautsprecher
müssen ebenfalls 800 Ohm aufweisen.
-
Die Entnahme des Chassis erfolgt nach
vorne. Hierbei ist die interne Verdrahtung zu beachten.
Insbesondere die Lautsprecher und eine Masseverbindung müssen
vor der Entnahme gelöst werden. Und die 4 Befestigungsschrauben,
mit denen das Chassis am Gehäuse gehalten wird, müssen
abgeschraubt werden.
Ansonsten weist das Gerät wenig weitere
"Spielereien" auf.
Reparaturhinweise: Im
Netz finden sich umfängliche Informationen zu diesem Gerät, so dass
ich mich hier auf die Dinge beschränke, die ich darüber hinausgehend
als erwähnenswert ansehe.
1. Chassisausbau / Gerätetransport:
Vor dem Ausbau des Chassis oder dem Transport des Radios sollte die
Halleinheit fixiert werden. Dies ist sehr einfach mit 2 Zahnstochern
möglich. Chassisausbau:
Die vordere Holzleiste vor dem Tastenaggregat ist abzuschrauben (4
Holzschrauben von unten). Die beiden Lautsprecher und eine
Masseleitung müssen abgelötet werden. Da Philips die Anschlußdrähte
durch die Lötösen der Lautsprecheranschlüsse gewickelt hat, ist das
Ablöten sehr mühselig. Die 4 Schrauben, die das Chassis am
Gehäuse halten, sind zu entfernen.
Linksseitige
Fixierung der Halleinheit.
In der Halterung befinden
sich zwei Bohrungen, durch die gut ein Zahnstocher geführt werden
kann.
Die drehbar angenietete Schelle befindet sich an der Halleinheit
und klemmt den Zahnstocher fest. Hiermit ist die
Halleinheit festgestellt und kann bei Transporten oder Arbeiten am
Radio nicht aus den vier Aufhängefedern herausreißen.
Eine
lose im Gerät liegende Halleinheit kann einerseits große Schäden
anrichten, andererseits reißen die extrem dünnen Anschlußdrähte
(schwarz und grün) leicht ab.
Das Chassis muss mit viel Gefühl nach vorne herausgeschoben werden,
denn es verhakt sich leicht an den Lautsprechermagneten und der
unteren Halterung. Nachdem das Chassis ausgebaut wurde, kann mit
der Reinigung des Gerätes sowie mit der Suche nach defekten
Bauteilen begonnen werden.
2. Magischer Fächer (EM80):
Am magischen Fächer treten zwei Fehler auf: 1) Die Röhre
ist verbraucht und die Leuchtschicht leuchtet nicht mehr hell. In
diesem Fall muss die Röhre ersetzt werden. Hier bietet sich eine
originale EM80 an oder eine russische sehr ähnliche Röhre, die 6E1P.
Sie ist zwar etwas größer, passt aber dennoch in den meisten Fällen
als Ersatz für die EM80. 2.) Ein weiterer Grund für ein
ausgefallenes magisches Auge ist Widerstand R6, der
"Außenwiderstand" Ra der Anode.
Er wird hochohmig und muss ersetzt werden.
Anodenwiderstand
R6 an der EM80.
Bei Nichtfunktionieren des magischen Fächers
ist er ggf. hochohmig. Der Originalwert gem. Schaltplan beträgt
470kΩ.
Ein Standardwiderstand mit einer Belastbarkeit von
0,6W ist als Ersatz gut geeignet.
Bei herausgenommenem
Chassis ist er gut erreichbar.
EM80 und hochohmiger Außenwiderstand
Der Widerstand
ist äußerlich nicht erkennbar geschädigt. Der Spannungsabfall
kann durchaus 150V betragen, was ihn möglicherweise dauserhaft
geschädigt hat.
Die Röhre ist weitestgehend verbraucht.
3. Abstimmspannung Der
magische Fächer hat sich auch bei sehr starken UKW-Sendern nicht
vollständig geschlossen. Eine exakte Ursache dafür war nicht
erkennbar. Daher habe ich den Spannungsteiler am Ratio-Detektor, der
die Abstimmspannung für die EM80 herunterteilt, etwas angepasst.
R19 habe ich einfach weitere 2k2 in Reihe geschaltet.
Schaltung
des Ratio-Detektors.
R19 sind habe ich so verändert, dass
sich der magische Fächer bei starken Sendern schließt. Da R18
ohnehin seinen Wert auf 8k9 verändert hatte, habe ich ihn gewechselt
und einen Widerstand mit dem Sollwert von 8k2 eingesetzt.
Bei
starken Sendern sind an C49 ca. -31V zu messen.
4. Stereodekoder Im
Reverbeo B7X43A wird ein transistorisierter Stereodekoder
eingesetzt. Er ist in Form eines Moduls ans Chassis geschraubt und
wird über einen Steckverbinder mit dem Rest des Gerätes verbunden.
Der Ausbau ist relativ simpel: Der Steckverbinder wird gelöst und
die Schlitzschraube am Schirmgehäuse wird entfernt. Dann wird die
Platine aus dem Gehäuse herausgezogen. Der geschraubte und verlötete
Haltewinkel wird dabei nicht gelöst! In meinem Gerät hatte ich
festgestellt, dass die Stereo-Anzeige sehr träge und erst nach einer
gewissen Warmlaufzeit reagiert. Die Untersuchung ergab, dass
sämtliche 19- und 38kHz-Kreise bestens abgestimmt waren. Auch die
elkos waren einwandfrei. Mittels Kältespray konnte ich dann TS2
(AF126) als Fehlerquelle (Stromverstärkung zu gering)
identifizieren. Auf Grund der Beschaltung habe ich ihn durch
einen BC 560 ersetzt. Seitdem funktioniert der Stereodekoder
einwandfrei.
Rückwärtige Ansicht. Vor Entnahme des Stereo-Dekoders muss
die Halleinheit ausgebaut werden, die in diesem Bild noch mit 2
Zahnstochern fixiert ist. Oberhalb des Stereodekoders befindet
sich die Schaltstufe für die Stereo-Lampe.
Schaltung des Stereo-Dekoders
Der gewechselte Transistor
ist markiert. Weil mit dem neuen Transistor der Signalpegel für
die Schaltstufe der Stereo-Lampe zu groß geworden ist, habe ich
einen 1k-Widerstand in die Signalleitung zwischen 38kHz-Filter und
Schaltstufe eingefügt.
5. Lautsprecher Die
Lautsprecher sind eine Besonderheit, weil sie einen Widerstand von
ca. 800Ω haben. Dies ist umso verwunderlicher, als dass Philips in
der Endstufe die EL84 eingesetzt und mit einem Ausgangsübergtrager
gearbeitet hat. In meinem Gerät sind beide Lautsprecher
beschädigt. Einer hat einen Windungsschluß, so dass er nur noch ca.
30Ω hat, der andere ist verzogen und er katzt teilweise. Ersatz
ist nur über Gebrauchtmärkte zu beschaffen und selten verfügbar.
Breitbandlautsprecher AD3800AM:
Der Befestigungslochdurchmesser beträgt 19,5cm, der Durchmesser
20,5cm und die Höhe 8,7cm.
Um den defekten Lautsprecher zu ersetzen, habe ich mir einen anderen
passenden Lautsprecher gesucht, der aus früheren Tagen im Keller
gelagert war. Er ist mechanisch baugleich, hat aber einen Widerstand
von 5Ω. Er kann somit nicht direkt am Ausgangstrafo betrieben
werden, weil die Endröhre (EL84) einen falschen Arbeitswiderstand
sehen würde. Also muss er mit einem Audiotrafo angepasst werden.
Hier hat sich ein Trafo aus der "100V-Technik" von
Beschallungsanlagen (ELA-Technik) angeboten. Weil diese Teile
nicht immer das Übersetzungsverhältnis angegeben haben, muss es aus
den Daten ermittelt werden. Aus der Leistungsangabe und der
Systemspannung von 100V, sowie der Impedanz der Sekundärwicklung
läßt sich die Impedanz der Primärwicklung sowie das
Übersetzungsverhältnis berechnen.
Schaltbild des verwendeten ELA-Trafos "T30". Dieser Trafo ist
in diversen Läden verfügbar und läßt sich gut in das Radio
implementieren. Die Anschlußdrähte sind farbig gekennzeichnet,
wie in nebenstehendem Bild illustriert.
Die Impedanz der
linken Seite (Primärseite mit den Windungszahlen n1) ergibt
sich aus der Systemspannung 100V und der Leistungsangabe des
Herstellers für den jeweiligen Zapf.
Beispiel: Welche
Impedanz hat die "15W-Wicklung"? Aus der simplen Formel
P=U2/R
ergibt sich mit R=U2/P
für die "15W"-Wicklung:
R = (100V)2/15W
= 10000/15 [V2/VA]
=666,7Ω Dieser Wert stellt sich am "15W"-Anschluß,
also dem gelben Draht ein, wenn die rechte Seite entsprechend der
Angaben (4 / 8 / 16 Ω) abgeschlossen wird, also beispielsweise ein
4Ω-Lautsprecher an den 4Ω-Anschluß angeschlossen wird.
In unten aufgeführter Tabelle sind die Übersetzungsverhältnisse des
T30 aufgeführt. Je nach benötigten Widerständen kann der richtige
Anschluß ausgewählt werden.
Übersetzungsverhältnis-Tabelle des ELA-Trafos T30 |
|
Sek. Widerstand |
Prim. Widerstand |
16 |
8 |
4 |
2666 |
12,91 |
18,255 |
25,82 |
1333 |
9,127 |
12,91 |
18,255 |
667 |
6,456 |
9,131 |
12,91 |
444 |
5,268 |
7,45 |
10,54 |
333 |
4,562 |
6,452 |
9,124 |
|
Übersetzungsverhältnisse des Übertragers:
Es sind die gemäß Datenblatt errechneten Werte. Die realen
Werte können abweichen. Bei der Ermittlung des
"transformierten" Widerstandes ist zu berücksichtigen, dass
mit ü2
gerechnet werden muss. Wenn beispielsweise nur ein 5Ω
Lautsprecher zur Verfügung steht, wird sein Wert nach
obiger Beispielrechnung (4 Ω und 15W-Anschluß) so
transformiert: 5Ω * 12,912 = 833Ω Diese
Kombination habe ich für die Adaption des
Ersatzlautsprechers gewählt, der 5Ω Impadanz hat. |
Die Tabelle läßt sich auch grafisch
darstellen: Die u.a. Grafik zeigt das Übersetzungsverhältnis des
Trafos in Abhängigkeit des Primärwiderstandes an. Parameter ist der
Ausgangswiderstand.
Aus der Grafik ist gut ablesbar, welche Übersetzungsverhältnisse
sich einstellen.
6. Skalenbeleuchtung Im
Reverbeo B7X43A wírd eine Elektro-Lumineszens-Scheibe als
Skalenbeleuchtung verwendet. Sie befindet sich hinter der
Skalenscheibe und den Skalenzeigern in Form einer doppelten
Glasplatte. Zwischen den Glasplatten befindet sich das
Leuchtmaterial sowie die Kontaktierung. Diese "Leucht-Scheibe"
erzeugt eine sehr homogene grüne Hintergrundbeleuchtung ohne
irgendwelche hellen oder dunklen Flächen. Lumineszensfolien
unterliegen im Betrieb dem Verschleiß und im Falle des Radios auch
der zeitlichen Alterung. In den meisten Fällen ist die Leuchtfolie
nicht mehr funktionsfähig oder sie ist nur noch schwach leuchtend.
1:1 Ersatz ist nicht mehr zu bekommen. Daher gibt es im Netz diverse
Vorschläge zur Wiederherstellung der Hintergrundbeleuchtung.
Skalenbeleuchtung von beiden Seiten. Die zwischen den Glasplatten
liegenden Kontaktflächen und das Leuchtmaterial sind völlig
oxidiert.
Vorgeschlagen wird:
- auf Glühlampen umzusteigen. Damit ist die Homogenität und evtl.
die Farbe nicht mehr gegeben.
- eine EL-Folie mit passendem Inverter zu verwenden, ggf. mit
Zuschnitt auf das passende Maß. Der Inverter stört den
AM-Empfang - eine EL-Folie zuzuschneiden und direkt am Trafo zu
verwenden, so wie es von Philips geschaltet ist. - eine Platte
durchgängig mit LEDs zu versehen und als leuchtende Fläche hinter
das Glas zu bauen. Die Platte ist schwer zu beschaffen.
Streuscheiben sind erforderlich. Ich habe mir eine andere Lösung
überlegt: Die originale Glasscheibe wird durch eine neue Scheibe
in einer Stärke von 4...5mm (z.B. Glas) ersetzt. Dann wird
seitlich LED-Licht eingeleitet. Da die Scheibe ein Licheitleiter
ist, wird kein Licht aus der Fläche des Glases austreten
(Totalreflexion beim Übergang des Lichtes von Glas in Luft). Also
muss der Übergang beseitigt werden. Dies wird mit einer
glänzenden hochweissen Lackierung sichergestellt, die einseitig
aufgebracht wird. Die Glasscheibe sollte zudem glatte Kanten, die
nicht milchig sind, aufweisen und vor der Lackierung an den Rändern
abgeklebt werden.
Skizze
der Leuchtscheibe:
Die weiß lackierte Fläche ist später die
Rückseite der Leuchtscheibe. Die Ränder sind erforderlich, damit
das Licht sich innerhalb des Glases ausbreiten kann, ohne dass es zu
hellen Leuchtpunkten an der Eintrittsfläche führt. Die Lackschicht
sollte so stark sein, dass kein Licht hindurch scheint. Sonst muss
z.B. eine Alufolie aufgebracht und damit die "Innenbeleuchtung" des
Radios verhindert werden.
Nach gründlicher Trocknung des Lacks kann
die Beleuchtung angebracht werden. Als Beleuchtungselemente habe ich
grüne hocheffiziente SMD-LEDs verwendet. Am Jahresende 2018 waren es
LEDs der Bauform 5730, die ich aus China über ebay bezogen habe. Es
gibt diverse Hersteller für diese Bauform. Die LEDs haben einen
Abstrahlwinkel von 120°, eine Breite von 3mm und eine Stärke von nur
0,9mm.
Bilder der gewählten Beleuchtungs-LED. Die Verarbeitung ist
schwierig, weil die LED sehr dünn ist und die Kontaktflächen auf der
Rückseite liegen. Es existieren ähnliche Bauformen mit
veränderten Kontaktieurungen.
Um zu einer gleichmäßigen Ausleuchtung der
Glasscheibe zu kommen, müssen die LEDs an den "langen" Seiten der
Scheibe angebracht werden. Ich habe sie dazu auf eine schmale
Standard-Lochrasterplatine gelötet. Nachdem ich fertig war, zeigte
sich, dass die Platine an den Enden viel zu dick war, denn die
fertige Konstruktion passte nicht mehr in die Halterungen für die
Scheibe. Dazu später mehr.
Abmessungen
der grünen SMD-LED der Bauform 5730
Es gibt diverse
Hersteller von LEDs dieser Bauform. Leider gibt es auch leicht
abweichende footprints. Daher ist die nebenstehende Abbildung nur
beispielhaft zu betrachten. Die LEDs, die ich verwendet habe,
haben die abgebildeten Abmessungen und Lötflächen. Wenn sie
von oben auf eine Lochrasterplatine gelötet werden, ist eine ruhige
Hand sowie ein scharfer Blick erforderlich.
Quelle:
Octa Light Plc
Um die gesamte Breite der Scheibe auszuleuchten, sind je Seite 22
LEDs erforderlich. Sie werden einfach alle in Reihe geschaltet.
Die
fertige LED-Leiste. Hier sind 22 LEDs in Reihe geschaltet. Sie
sind alle von oben auf einer Lochrasterplatine befestigt und mit
sehr dünnem Draht, den ich aus einer Litze entnommen habe,
verbunden. Die Breite der Lochrasterplatine sollte nicht größer
sein, als die Stärke der Scheibe, weil sie auch in die
Scheibenhalterung hineinreicht. Die Bestückung erfolgt so:
LED über 3 Lötpunkte legen, 1 Lötpunkt frei, LED über 3 Lötpunkte,
... . Die LEDs müssen gleichmäßig angeordnet sein und bündig auf der
Platine aufliegen.
Wenn nur eine LED-Leiste verwendet wird, ist die Ausleuchtung
der Scheibe für die Hintergrundbeleuchtung leider nicht ausreichend.
Dies mag mehrere Gründe haben, einer davon wird sein, dass die LEDs
den o.a. Abstrahlwinkel von 120° haben. Für die Ausleuchtung in der
Tiefe eher hinderlich, für die Ausleuchtung in der Breite eher
positiv.
Leuchtbild
der Skalenbeleuchtung bei einseitiger Lichteinstrahlung.
Der
obere Teil der Fläche und die Ecken sind schlecht ausgeleuchtet.
Hier ist die LED-Leisten noch nicht endgültig am Glas befestigt.
Die fertigen LED-Leisten müssen, wie bereits
oben erwähnt, an allen Enden abgeflacht werden, damit die
Glasscheibe zusammen mit der Beleuchtung in die beiden
Kunststoffhalter passt.
Abgeflachtes Ende der LED-Leiste. Alle Enden müssen entsprechend
abgeflacht werden, denn die Scheibe muss ohne Druck in die
Halterung passen.
Wenn sämtliche Vorarbeiten durchgeführt
sind, werden beide LED-Leisten mit einer dünnen, gut isolierenden
Leitung miteinander verbunden, sowie mit den Versorgungsdrähten
(ebenfalls dünn und gut isolierend) versehen. Dann ist das Ganze zum
Einbau ins Gerät vorbereitet. Selbstverständlich wurden vorher
Tests durchgeführt, ob die Leisten leuchten. Da sie mit
Gleichspannung versorgt werden müssen, ist auf die korrekte Polung
der LEDs auf den Leisten zu achten und auf die korrekte
Zusammenschaltung der beiden Leisten zueinander. Wenn alles richtig
gemacht wurde, sind nun 44 LEDs richtig gepolt in Reihe geschaltet.
Die Versorgungspannung liegt bei ca. 44x3V = 130V. Ich habe ca. 116V
gemessen (auch abhängig vom Betriebsstrom). Zur Beachtung: Auch
diese LEDs werden mit einem eingeprägten Strom
betrieben und nicht mit einer Spannung! Die
Stromversorgung beschreibe ich weiter unten. Für den Test läßt
sich die Spannung gut aus dem Radio entnehmen: Die bisherige
Versorgung der EL-Beleuchtung ist vorhanden. Hier eine 1N4007
anschließen zur Einweggleichrichtung und einen 200k-Widerstand in
Reihe schalten. Das Ganze richtig gepolt an die LED-Leiste
anschließen. Der Strom beträgt dann ca. 1mApk und die LEDs leuchten
mit 50Hz flimmernd.
Testschaltung für 2 LED-Streifen a' 22 LEDs. Die
verwendeten LEDs leuchten bereits bei 2mA extrem hell.
Ansicht
der Leuchtscheibe
Die untere LED-Leiste ist angebracht
und mit Klebeband fixiert. Das Klebeband darf nicht zu weit über
die Glasfläche ragen, weil es sonst sichtbar wird. Außerdem
verändert die Klebefläche, ähnlich wie der Lack, das
Reflexionsverhalten der Glasoberfläche. Es ist angebracht,
später beide LED-Streifen zusätzlich mit einer dünnen Angelsehne
in der Mitte der Scheibe zu fixieren.
Detailsansicht der Leuchtscheibe
Herausgestellt: Fixierung mit Klebeband. Ebenfalls gut
erkennbar ist die abgeflachte LED-Leiste.
das Klebeband muss
eine extrem gute Haftung und Haltbarkeit aufweisen, damit es sich
nicht nach wenigen Tagen wieder löst.
Nachdem die erste LED-Leiste fixiert ist,
wird die zweite LED-Leiste angebracht.
Ansicht der Leuchtscheibe
Hier sind beide LED-Streifen fixiert. Rechts ist die
Verbindung zwischen den beiden LED-Streifen, links sind die
Anschlußdrähte für die Versorgung. In dieser Lage wird die
Scheibe später ins Radio eingesetzt. Links die Versorgung, rechts
die Verbindungsleitung. Die Lackschicht befindet sich auf der
Unterseite des Glases.
Ansicht der Leuchtscheibe mit zwei LED-Reihen.
Die
Ausleuchtung ist sehr viel gleichmäßiger, als mit einer Reihe. Der
mittig etwas dunkler erscheinende Bereich fällt im späteren Betrieb
nicht erkennbar auf.
Sehr gut sichtbar ist der Bereich, der nicht lackiert ist. Er
leuchtet überhaupt nicht.
Dies ist ein Laboraufbau.
Nachdem Die Leuchtscheibe fertig gestellt
ist, kann sie ggf. zusammen mit dem Halter ins Gerät eingebaut
werden. Bevor dies aber endgültig passiert, muss geklärt sein,
wie die Versorgung der Hintergrundbeleuchtung erfolgen und wo das
Netzteil hierfür angebracht werden soll.
Ich habe zur
Versorgung die bestehende Trafowicklung benutzt und mittels einer
kleinen Zusatzplatine den Kondensator und Widerstand fixiert. Das
Netzteil für die Hintergrundbeleuchtung sieht gem. u.a. Schaltbild
aus:
Versorgung
der LEDs für die Hintergrundbeleuchtung:
Die Versorgung
erfolgt aus der Wicklung für die Anodenspannung der Röhren.
Ich habe eine Zweiweg-Gleichrichtung gewählt, um zum einen ein
100Hz- DC-Signal zu erzeugen (darum keine Einweg-Gleichrichtung)
und um den Trafo gleichmäßig zu belasten.
Die
gleichgerichtete Spannung wird mit einem Kondensator gesiebt.
Ich habe einen Folienkondensator 560nF / 450V gewählt. (470nF
oder evtl. auch 390nF werden sicher auch hinreichend gut
sieben). Dies ist erforderlich, damit die LEDs beim Leuchten
nicht flimmern.
Der nachgeschaltete Widerstand von 540k reduziert den LED-Strom
auf den erforderlichen Wert. Ich war erstaunt, wie wenig Strom
ausreicht, um die Hintergrundbeleuchtung hell leuchten zu
lassen.
Der LED-Strom liegt im Bereich von ca. 500µA.
Die beiden
Gleichrichter-Dioden müssen jeweils 1000V sperren können.
In dieser Schaltung ist es so, dass die Beleuchtung beim
Einschalten sofort an ist, beim Ausschalten aber ca. 1 sec.
nachleuchtet, bis sich der Kondensator halbwegs entladen hat.
Die Dioden habe ich direkt am Trafo angelötet, weil es dort ohnehin
eine Befestigungsplatte mit Lötösen gibt.
Anbringung der beiden Gleichrichterdioden für die LED-Spannung.
Ich habe zwei BY448 verwendet.
Der Test ergab u.a. Bild. Nun konnte alles fest eingebaut werden.
Testweiser
Einbau der Hintergrundbeleuchtung : In diesem Fall hatte ich
die LEDs mit 1,8mA betrieben, was ein erheblich zu großer Strom
war, denn die LEDs leuchteten deutlich zu hell.
Mit dieser Art der Hintergrundbeleuchtung hat man die
Möglichkeit, die Farbe der LEDs im Rahmen dessen, was
verfügbar ist, zu
variieren
und der wesentlicher Vorteil gegenüber Standard-Leuchtfolien
ist, dass es
keine Inverterstörungen gibt, der Aufwand
im Netzteil gering ist und die
Hintgergrundbeleuchtung nicht mehr altert. Im Regelfall
haben EL-Folien eine Halbwertszeit von ca. 10.000h. D.h.: Pro
10.000 Betriebsstunden halbiert sich die Helligkeit.
Beleuchtete Skala im wieder zusammengebauten Radio.
Oben
und unten leuchtet sie minimal heller, als in der Mitte. Diese
kleine "Unschönheit" nehme ich gerne dafür in Kauf, das kein
Inverter für eine Leuchtfolie benötigt wird. Hinzu kommt, dass
die Farbe sehr gut zu dem magischen Fächer und dem
Philips-Symbol passt.
So sieht das fertig überarbeitete Radio aus:
Neuer
magischer Fächer und die mittels 44 LEDs grün durchleuchtete
Skalenscheibe.
7. Gleichrichterröhre Die Gleichrichterröhre,
eine EZ81, war in meinem Gerät verschlissen. Ein System hatte so
wenig Emission, dass es zur Versorgung des Radios fast nichts mehr
beigetragen hatte. Die Anodenspannung war erheblich zu klein und der
50Hz-Anteil der Brummspannung war entsprechend groß. Mit einer neuen
Röhre war der Fehler sofort behoben.
Mir wurde ein Siemens RB33 zur Reparatur
gegeben, bei dem der UKW-Empfang fehlerhaft war. Das Gerät ist
nicht mehr fliegend verdrahtet, sondern die Bauteile incl. der
Röhren wurden überwiegend auf Pertinax-Platinen befestigt.
Das
Anfang der 60-er Jahre gebaute Radio Regalsuper RB33 wurde mir zur
Reparatur gegeben.
Fehlerbild: Der UKW-Empfang setzt nach ca.
5min aus. (Kein UKW-Empfang) Der Test ergab, dass dies
tatsächlich stimmte, allerdings funktionierte der Empfang oberhalb
ca. 90MHz. Als Ursache des Fehlers hatte ich den UKW-Oszillator
im Verdacht. Daher wurde die ECC85 gewechstelt. Dies verschlimmerte
den Fehler allerdings so, dass der Empfang mit der getauschten Röhre
überhaupt nicht mehr funktionierte. Also hieß es, den UKW-Tuner
zu öffenen und den Fehler zu suchen. Nach einigen Tests war klar,
dass die Anodenspannung der Oszillatorröhre zu klein war, sie lag
bei ca. 20V. Gemäß Schaltplan des RG44 sollten an der Stelle
(PIN6 der ECC85) ca. 90V anliegen. Somit war die Fehlerquelle
gefunden. Es war R5 im UKW-Tuner.
Anbei
der Schaltplanauszug des RG44. Die unten rechts angegebene
Spannung von ca. 175V war vorhanden, die am Schwingkreis liegende
Spannung betrug nicht ca. 90V, sondern nun ca. 20V. Somit musste
nur noch R5 auf der Tunerplatine gefunden und ausgetauscht werden.
R5 ist sehr schwer zugänglich.
Der Tausch von R5 erfolgte, indem ich ihn entlötet und in den Tuner
hineinfallen lassen habe. Danach wurde er aus dem Gerät entnommen
und durch zwei in Reihe geschaltete Widerstände ersetzt. Ich habe
deshalb zwei Widerstände verwendet, um den rel. hohen
Spannungsabfall zu verteilen, weil Widerstände sehr häufig
ausfallen, wenn an ihnen große Spannungen anliegen. Den
Ersatzwiderstand habe ich von der Leiterbahnseite bestückt.
Ansicht
der Tunerplatine, nachdem das Gehäuse von der Unterseite geöffnet
wurde. Es muss nur eine Schraube entfernt werden. Der
Ersatzwiderstand wurde aus zwei etwa gleich großen 0,6W Widerständen
realisiert und von unten auf die Leiterplatte gelötet, weil der
Ausbau der Leiterplatte mit erheblichem Aufwand verbunden wäre.
Der
defekte R5. Von außen ist der Fehler nicht erkennbar.
Das
Multimeter zeigt einen Wert von 2,8MOhm an...
Das SABA Freiburg 7 Automatic ist ein sehr
anspruchsvolles Gerät. Es hat, wie auch der Grundig 5080, eine
Gegentakt-Endstufe, die aus 2 Stk. EL84 aufgebaut ist, sowie einen
automatischen Sendersuchlauf für alle Empfangsbänder. Weiterhin
sind die Bandschalter und Klangeinsteller beleuchtet. Der
EIN-AUS-Schalter ist ein Taster, der durch wiederholtes Bedienen den
Zustand wechselt. Die Musik-Sprache-Bedienelemente sind ebenfalls
Taster, die, wie der EIN-AUS-Taster, ein internes bistabiles Relais
betätigen. Die ZF-Bandbreite der AM-Bänder läßt sich über den
Höhen-Steller verändern, der UKW-Tuner wird über Variometer
abgestimmt und zu guter Letzt ist das Gerät fernbedienbar.
Bedingt durch die große Komplexität und das hohe Alter sind diverse
Komponenten im Freiburg 7 zu überarbeiten. Nicht nur die
Teer-Papier-Kondensatoren, sondern auch Kontakte, Röhren,
Selen-Dioden, sowie der Abstimm-Motor selbst sind Fehlerquellen.
Reparaturhinweise:
Vor der Inbetriebnahme eines unrestaurierten Freiburg 7 sind die
Papierkondensatoren / Teerkondensatoren zu wechseln!
1. Kondensatoren Im Laufe der Jahre haben die
Teer-Papierkondensatoren ihre Eigenschaften verändert und in vielen
Fällen, nicht nur im Freiburg 7, hat sich ein gewisser
Parallel-Widerstand ausgebildet, der gefährlich klein sein kann.
Damit ist der Kondensator "DC-durchlässig", was sehr häufig zu
schweren Fehlfunktionen führt.
Als Folge stimmt dann der z.B. Arbeitspunkt einer Röhre nicht
(prominentester Fall die Endröhre, die eine glühende Anode bekommt),
der NF-Frequenzgang ist "verbogen", die Höhen- / Tiefen- Einstellung
funktioniert nicht gem. Plan oder, insbesondere im Freiburg 7, ist
ein Schwingkreis verstimmt. Zusätzlich können sich Folgefehler
einstellen, wie z.B. ein überlasteter Selen-Gleichrichter für die
Anodenspannungserzeugung.
In meinem Freiburg 7 waren sämtliche Teerkondensatoren
fehlerhaft. Somit habe ich sie alle ersetzt, egal wie sie mechanisch
ausgeführt waren. Besondere Aufmerksamkeit gilt den beiden
Kondensatoren C132 und C135 , die am Abstimm-Motor
"sitzen" sie bilden mit der Induktivität des Motors einen
Schwingkreis. Daher ist es für die Funktion des Sendertsuchlaufs
wichtig, dass ihr Wert (Kapazität) stimmt und dass sie fehlerfrei
sind. Ferner ist sehr wichtig, dass sie eine ausreichend große
Spannungsfestigkeit aufweisen, da sie Bestandteil eines
Schwingkreises sind, an dem eine deutliche Spannungsüberhöhung
auftritt. Die Spannungsfestigkeit der Original-Kondensatoren hat
also ihre Berechtigung.
Lage
der Motorkondensatoren C135 und C132 im Schaltplan
Durch
Resonanzüberhöhung stehen an den Kondensatoren große Spannungen an.
Die Kapazitätswerte sind einzuhalten. Wenn ein passender Wert
nicht erhältlich ist, lassen sich auch zwei oder mehr Kondensatoren
parallel schalten. Auf diese Weise habe ich den nötigen Wert
"eingestellt".
In meinem Gerät habe ich die alten Kondensatoren mit einem
Heißluftgebläse erwärmt, so dass sich der Teer verflüssigt hat. Dann
habe ich die Papierrolle aus dem Glasrohr herausgezogen und danach
den neuen Kondensator wieder ins Glasrohr geschoben. Dazu wurde der
alte "Verschluß" wieder verwendet.
Ansicht des Chassis von unten
Rechts sind die beiden
Kondensatoren für den Steuermotor. Sie werden über ein Metallband
fixiert. Der ebenfalls unten sichtbare gelbe Kondensator ist bereits
erneuert.
Weil sich die Styroflex-Kondensatoren als unauffällig erwiesen
haben, ist ein Wechsel nicht notwendig.
Zu der im Bild sichtbaren Glasdiode (zwischen den beiden grauen
Widerständen) folgt weiter unten mehr. Hinter dem 1MΩ-Widerstand
und der Glasdiode befindet sich ein Kondensdator, der noch nicht
gewechselt wurde.
Ein Sicherheitsrisiko stellen C96 und C97 dar!
Sie verbinden die Netzseite mit der
Gerätemasse. Wenn sie schadhaft sind, besteht die Gefahr, dass die
Gerätemasse, also das Chassis des Radios, auf Netzpotential liegt!
Diese Kondensatoren gehören aus Sicherheitsgründen entfernt oder
durch normgerechte Y-Kondensatoren ersetzt.
C96 und C97 im Schaltbild
Wenn einer der
Kondensatoren leckt, besteht die Gefahr des elektrischen Schlages
beim berühren von Geräteteilen. Beide Kondensatoren sollten daher
dringend erneuert oder komplett entfernt werden.
Da die
Kondensatoren sicherheitsrelevant sind, können nicht irgendwelche
Folienkondensatoren benutzt werden, sondern nur solche, die den
gültigen Sicherheitsanforderungen (Y-Kondensatoren) entsprechen.
Ich habe alle Teer-Kondensatoren und Wima-Kondensatoren (braune
"Wima-Bonbons") durch axiale und entsprechend spannungsfeste
Folienkondensatoren ersetzt. Die Styroflex-Kondensatoren müssen
nicht gewechselt werden.
Beispiele defekter Kondensatoren.
Die Bauform oder das
Aussehen sind völlig unerheblich. Der Kondensator oben links ist
einer der Motorkondensatoren, der aus der Glasröhre herausgenommen
wurde.
Die blauen und grauen Kondensatoren befinden sich ebenfalls in einer
Glasröhre.
3 Beispiele für axiale Ersatz-Kondensatoren.
Axiale
Kondensatoren fügen sich wesentlich besser in das Gerätebild ein,
als radiale, weil sie von der Drahtführung dem Original entsprechen.
Die Anschlußdrähte von radialen Kondensatoren zeigen nämlich immer
in die falsche Richtung. Leider ist es aber so, dass axiale
Kondensatoren nur schwer verfügbar und zudem teuer sind. Das
Freiburg 7 ist es aber ohne Frage wert, diesen Mehraufwand in Kauf
zu nehmen.
2. Dioden Im Freiburg 7
sind diverse Selen-Dioden verbaut. Zunächst ist hier der
Gleichrichter für die Anodenspannung zu nennen. Häufig sind diese
Brückengleichrichter defekt, sie werden im Betrieb sehr heiß. Die
Ursache kann eine vorhergegangene Überlastung sein, z.B. weil die
Endröhren einen zu großen Anodenstrom in Folge eines defekten
Kondensators am Gitter 1 gezogen haben. In meinem Gerät wurde der
Gleichrichter sehr warm. Ich habe versucht ihn zu dadurch zu
"heilen", dass ich das Radio beim Erreichen von ca. 50°
Gleichrichtertemperatur abgeschaltet habe und erst nach einer
längeren Ruhephase wieder eingeschaltet habe. So blieb der
Gleichrichter nach einigen Monaten im Betrieb kühler, als zu Anfang
der "Kur".
Schaltbild
des Netzteils Im Netzteil werden an zwei Stellen Dioden aus Selen
verwendet:
1) Der Brückengleichrichter für die Anodenspannug Gr.1
(B250 C150) 2) Die Einzeldiode Gr.2 (E25 C2) für negative
Vorspannungen der Röhren. Diese Diode war in
meinem Gerät hochohmig, funktionierte also
nicht mehr.Ich habe sie durch eine
Siliziumdiode ersetzt.
Nicht nur der Brückengleichrichter kann ausfallen, sondern auch
andere Selen-Gleichrichter. So ist die Diode Gr.2 (E25 C2) hochohmig
gewesesen.
Aussehen der Diode Gr.2
Im Netzteil habe ich sie durch
eine 1N4007 ersetzt.
Auf Grund des geringen Stromes ist eine 1N4148 ebenfalls
geeignet.
Lage der Diode Gr.2 im Gerät
Hier ist bereits eine 1N4007 eingesetzt.
Links neben dem Trafo ist der Kathodenwiderstand der beiden
Endröhren erkennbar. Die Schwärzung in der Mitte ist die Folge eines
erheblich zu großen Anodenstromes.
Eine weitere Diode, Gr.3 (E62,5 C2), aus Selen war im Bereich der
Sendersuchlaufschaltung hochohmig. Auch sie musste ersetzt werden.
Sie ist im Schaltplanauszug "Lage der Motorkondensatoren
im Schaltplan" aufgeführt.
Diode
Gr.3 im Originalzustand und ersetzt.
Auch hier reicht eine
Kleinsignaldiode, die ca. 100V sperren kann.
3. Abtimmm-Motor / Steuer-Motor:
An vielen Fundorten im Netz ist zu lesen, dass der Abstimm-Motor in
allen SABA-Geräten zu Ausfällen neigt. Meist wird über Kurzschlüsse
innerhalb einer Wicklung berichtet. In meinem Gerät war der Motor
auch defekt. Allerdings nicht, wie oft berichtet, wegen eines
Kurzschlusses, sondern wegen einer hochohmigen Wicklung. Daher
musste der Motor ausgebaut werden. Die Untersuchung ergab, dass ich
die defekte Wicklung nicht, ohne sie abzuwickeln, reparieren konnte.
Daher habe ich einen gebrauchten Motor gekauft und eingebaut.
Dennoch gibt es ein paar erwähnenswerte Fakten zum Motor.
Ansicht der Motor-Anschluss-Platte
An der Pertinax-Platte sind 6 Lötstützpunkte vorhanden, an denen
die Motorwicklungen und die Anschlüsse in Richtung Gerät angebracht
sind.
Die Motordrähte sind sehr dünn und damit bruch- und reißempfindlich.
Hier ist der defekte Original-Motor mit nicht gesäuberter
Anschluß-Platte zu sehen (Das Einleitungs-Bild oben zeigt den
neuen Motor mit gesäuberter Platte).
Der Motor hat 4 Wicklungen mit jeweils einem roten und gelben
Anschlußdraht. Im Schaltplan (oben) habe ich die Wicklungen mit
1...4 sowie einem r fürt rot und einem g für gelb gekennzeichnet.
Ein defekter Motor muss natürlich ausgebaut
werden. Dazu werden zunächst die Anschlußdrähre, die ins Gerät gehen
von der Anschluß-Platte abgelötet. Der Original-Zustand der
Verdrahtung wird vorher über Photos, z.B. mit dem smart-phone
dokumentiert.
Beispielbilder für den Motoranschluß
Nachdem die Verdrahtung gelöst ist, kann der
Motor abgeschraubt werden. Er ist mit 3 rot verlackten Schrauben
über Winkelbleche am Chassis befestigt.
Lage der Motor-Befestigungsschgrauben (2 von 3).
Die dritte
Schraube wird in diesem Bild vom Motor verdeckt. Sie befindet sich
am "oberen" Ende des linken Befestigungswinkels.
Der silber schimmernde Bügel links vom Motor ist Bestandteil des
Getriebes, das bei dieser Gelegenheit ebenfalls ausgebaut werden
sollte, damit es gereinigt und mit Vaseline leicht geschmiert werden
kann.
Die Zahnräder des Getriebes sind mittels einer Feder gegensinnig
vorgespannt. Diese Spannung muss beim späteren Zusammenbau wieder
hergestellt werden, damit die Zähne von Motor und Getriebe spielfrei
ineinander greifen. Zu beachten ist, dass die Spannung nicht zu groß
ist, denn dann wird der Antrieb schwergängig. Die Spannung ist also
nur minimal (ca. 1/4 bis 1/2 des möglichen Federweges).
Wenn der Motor ausgebaut ist, kann er nötigenfalls zerlegt und geölt
werden. Wenn eine Spule ausgebaut und neu gewickelt werden soll,
muss er vollständig zerlegt werden. Dazu müssen 1) sämtliche
Spulenanschlüsse von der Anschlußplatte abgelötet werden. 2) die
4 Muttern der Haltebolzen gelöst werden. Die Bolzen sind Bestandteil
der hinteren Halteplatte, die auch das Motorlager trägt.
Ausgebauter Motor
Markiert sind die Haltebleche
(s.u.) und die bereits entfernten Muttern. Die defekte Spule ist
ebenfalls noch vorhanden.
3) Es kann der Läufer ausgebaut werden. Es ist an dieser Stelle
nicht zwingend nötig und kann auch später erfolgen (wenn das Lager
geölt werden soll). Beim Ausbau des Läufers ist die Reihenfolge der
Scheiben zwischen Sprengring und Halteplatte zu beachten.
Ausgebauter Motor.
Die Spule "2" ist hier bereits
entnommen, weil sie hochohmig war. Der Läufer besteht aus dünnem
Aluminium und ist daher empfindlich gegen Verformungen. Die 4
Muttern müssen abgeschraubt werden, um den Motor zu zerlegen und die
Spulen auszubauen. Sie werden mit kleinen Federblechen fixiert, die
vor dem Spulenausbau herausgenommen werden müssen.
Die Isolierfolien dürfen nicht beschädigt werden, weil am Motor
große Spannungen anliegen. Es besteht sonst die Gefahr eines
Überschlages zwischen Spule und dem Blechpaket des Motors.
Wegen Rostbildung sitzen die Bolzen im Blechpaket sehr fest.
Lage der Haltebleche
Die Spulen werden mit insgesamt 8 Halteblechen fixiert.
Vor Entnahme einer Spulen sind die entsprechenden Haltebleche zu
entfernen. Danach kann sie Spule vom Kern heruntergezogen werden.
Spule 2 fehlt diesem Motor, weil ich sie ausgebaut habe.
Lage der Gummiringe
An der Halteplatte befinden sich 4
Gummiringe, die die Anschlußdrähte fixieren. Sie gehen beim Zerlegen
leicht verloren.
Läuferfixierung
Der Läufer wird über einen Sprengring und mehrere
Unterlegscheiben fixiert. Beim zerlegen und wieder zusammenbauen ist
die Reihenfolge der Scheiben zu beachten. Zur Vereinfachung des
Läuferausbaus kann das Federblech abgebaut werden (Bild links).
Wenn das Lager gesäubert und geölt wurde, dreht der Läufer ca.
5...10 sec.
Zerlegter Motor
Der Läufer ist noch mit der hinteren Befestigungsplatte
verbunden. Ein Befestigungswinkel und 4 Haltebleche sind ebenfalls
demontiert. Weil die Eisenteile Rost angesetzt haben, läßt sich der
Motor nur sehr mühsam zerlegen. Sanfte Gewalt in Form von leichten
Hammerschlägen war bei mir erforderlich, um die hintere Platte mit
den Bolzen aus dem Blechpaket heraus zu bekommen.
Zum Abschluß füge ich noch ein Montagebild für den Motor ein, das
die Verdrahtung der Spulen auf der Anschlußplatte verdeutlicht:
Verdrahtung der Motorspulen
4. Lager Im Freiburg7 Automatic befinden sich
sehr viele Lager. Es sind die Lager der Läufer (Rotoren) der
Motoren, des Drehkos für die AM-Bänder, Variometer für UKW,
Umlenkrollen der Skalenseile und Seile der Ferritantenne, der
Potiachsen, des Hand-Abstimmrades und die der (Motor-)Getriebe für
den Sendersuchlauf und die Lautstärke. Viele dieser Lager sind geölt
oder gefettet. Nach nunmehr ca. 60 Jahren sind diese Schmierungen
verharzt. Im Ergebnis sind die geschmierten Lager schwergängig und
die Funktion des Sendersuchlaufs funktioniert nicht
zufriedenstellend oder ein Poti ist extrem schwergängig. Hier heißt
es, Lager säubern und mit harzfreiem Fett / ÖL neu ölen oder fetten.
Wie bereits oben erwähnt, war der Steuer-Motor schwergängig. Nach
der Säuberung und neuen Ölung lief er völlig leicht. Das
Lautstärke-Poti war ebenfalls schwergängig, hier waren die Lager der
Getrieberäder und das Getriebe trocken. Ein wenig Öl wirkte hier
Wunder. Beim Freiburg 7, aber auch anderen Radios, war die gesamte
Abstimm-Mechanik schwergängig. Der Sendersuchlauf quälte sich
langsam vorwärts oder bei anderen Radios, die zum Teil auch
Schwungräder haben, ließ der Schwung sofort nach und der
Abstimmzeiger blieb nach dem Schwung holen sofort stehen. Ursächlich
hierfür waren in allen Fällen schwergängige Drehkos, Schwungradlager
und Umlenkrollen der Skalenseile. Beim Freiburg 7, das kein
Schwungrad hat, waren es Motor und Getriebe, sowie sämtliche
Umlenkrollen der Skalenseile.
Die Lager der Umlenkrollen und Getriebe-Zahnräder habe ich mit etwas
Vaseline leichtgängig gemacht, den Motorläufer, schnell drehende
Achsen, Potiachsen und Lager der Getrieberäder habe ich mit
harzfreiem Öl behandelt. Zusätzlich habe ich, was ebenfalls Wunder
wirkt, die Spannung in den Skalenseilen durch eine kleine
Verlängerung (im Freiburg 7, Grundig 5080, Philips
Capella Reverbeo und anderen) verringert.
Zum säubern bietet sich Waschbenzin, manchmal aber auch frisches
Öl an. Mitunter muss das Reinigungsmittel einige Zeit einwirken.
Um Vaseline in die Umlenkrollen-Lager zu bekommen, habe ich
"flüssige" Vaseline von Kontakt-Chemie verwendet (Vaseline 701). Sie
ist sehr schwer aus der Sprühdose anzubringen. Daher kann sie in ein
kleines Gefäß gesprüht werden und mit einem Schraubendreher
tropfenweise an der Schmierstelle angebracht werden. Alternativ läßt
sich die Vaseline auch in Waschbenzin langsam auflösen und mittels
kleinem Schraubendreher oder aufgezogen in einer Injektionsspritze
mit abgeschliffener (stumpfer) Kanüle anbringen.
Injektionsspritzen
Die obere ist mit einem Fett gefüllt, die untere mit gelöster
Vaseline. Die gelöste Vaseline dringt sehr gut in die Lager der
Umlenkrollen. Vor einer ausgiebigen Benutzung sollte das Waschbenzin
einen halben Tag verdunsten können.
Chassisansicht von unten. Beispiele für Punkte, die gereinigt
und geschmiert werden sollten.
Chassis von vorne, gekennzeichnete Potis und Umlenkrollen
Die markierten Potis und Umlenkrollen stellen eine große, aber
nicht die komplette Anzahl der zu schmierenden Stellen dar.
Hier nicht sichtbare Umlenkrollen sind ebenfalls zu behandeln.
Es sollten Fette und Öle verwendet werden, die nicht verharzen oder
die Kunststoffe angreifen.
5. Kontakte So, wie in
60 Jahren die Öle verharzen, sind auch die Kontaktoberflächen stark
geschädigt. Die Kontakte sind versilbert, was äußerst lästig ist,
denn das Silber läuft im Laufe der Zeit schwarz an. Diese Schwärzung
der Oberfläche ist elektrisch nicht leitendes Silbersulfid. Um zu
einem funktionierenden Kontakt zu kommen, muss das Silbersulfid
entfernt werden.
Kontaktspray K60 ist hierzu allerdings in keinster Weise geeignet.
Zum einen kann es die Oberfläche nicht gründlich vom Silbersulfid
befreien, zum anderen sind die Rückstände im Gerät, also an den
Kontakten und deren Umgebung chemisch weiterhin aktiv und greifen
die Oberflächen an. Dabei bildet sich eine blau-grün gefärbte
Flüssigkeit. Bei Röhrenradios ist zudem zu beachten, dass über
den Kontakten zum Teil sehr hohe Spannungen liegen und leitende
Rückstände des Reinigungsmittels zu Kriechströmen führen können.
Diese Kriechströme können zu Fehlfunktionen und Kohlenstoffbrücken
auf dem Trägermaterial der Schalter führen. Daher ist eine
Kontaktreinigung nur dann ratsam, wenn es auf Grund von sulfidierten
Kontakten zu Funktionsausfällen und starken Beeinträchtigungen der
Funktionen gekommen ist. Besonders kritisch sind Kontaktprobleme
im Tastenaggregat, weil diese Kontakte zumeist extrem schwer
zugänglich sind. Beim Freiburg 7 Automatic hatte ich mit den
Kontakten des Tastenaggregats keine Probleme. Andere Kontakte
hingegen zeigten Ausfälle.
Zu nennen sind hier: - Sämtliche Kontake am Schalter der
Ferritantenne - Taster für Sprache u. Musik
- Lautsprecherschalter an der Geräterückwand - Endlagenschalter
des Sendersuchlaufs - Kontakte der Wellenschalter / Bandschalter
U,K,M,L,TA für die Schalterbeleuchtung
5.1 Reinigen der Kontakte
Da Kontaktspray weniger geeignet ist, weil es Silbersulfid
nicht zuverlässig entfernt, verwende ich für versilberte Kontakte
ein Silber-Tauchbad. Dies wird üblicher Weise zum Reinigen
von Besteck und Silberschmuck verwendet. Wenn die Kontakte leicht
zugänglich sind, benetze ich ein Wattestäbchen oder Tuch mit dem
Tauchbad und reibe die Kontakte so lange sauber, bis die schwarzen
Beläge entfernt sind. Wenn die Kontakte unzugänglich sind, lasse ich
das Mittel in die Schalter so hineinlaufen, dass die Kontaktflächen
möglichst gut benetzt werden. Wenn schweflige Gerüche entstehen, ist
dies ein sicheres Zeichen dafür, dass das Mittel auf
Silbersulfid-Flächen einwirkt. Während der Einwirkphase betätige ich
die Schalter mehrfach, bis ich annehme, dass alle Flächen benetzt
und gereinigt sind. Auch hier eignet sich eine Injektionsspritze mit
stumpfer Kanüle sehr gut, um das Reinigungsmittel oder destilliertes
Wasser gezielt und gut dosiert an die Kontakte zu bringen.
Anschließend wird gründlich mit destilliertem Wasser gespült.
Auch dabei werden die Schalter / Kontakte bewegt. Natürlich ist
darauf zu achten, dass das Tauchbad und Wasser mit einem Papiertuch
aufgefangen werden muß, damit sie im Gerät keinen Schaden anrichten.
Nach der Spülung werden die Kontakte mit Pressluft gründlich von
Wasserrresten befreit. Auch hierbei ist zu beachten, dass das Wasser
nicht unkontrolliert durch das Gerät spritzt, sondern von
Papiertüchern aufgefangen wird. Die Pressluft kommt bei mir aus
einem kleinen Druckluftkompressor mit Druckspeicher.
Bei extrem hartnäckigen Belägen verstärke ich die Wirkung des
Silbertauchbades mit Thioharnstoff, dem eigentlichen
Wirkstoff im Silbertauchbad. Dazu löse ich eine Priese davon in ca.
3ml Tauchbad auf.
Es gibt bemerkenswerte Geräte. Dazu gehört
fraglos das Grundig 6099. Das Gerät zeichnet sich durch 5
UKW-Stationstasten, eine AFC und natürlich das Wunschklangregister aus.
Das hier beschriebene Gerät habe ich einem
völlig heruntergekommenem Zustand übernommen. Ich habe ernsthaft
überlegt, den Fall zum Totalschaden zu erklären. Immerhin ist die
Sendermarkierungsschiene vorhanden und mit ihr einige
Einsteckmarkierungen für die Sender. Zunächst Bilder dieses
Zustandes:
6099
von vorne; stark verschmutzt und angemalt.
Das
Grundig 6099 in der Gesamtansicht. Die Farbe beginnt, abzubröckeln.
Die Skalenscheibe ist
nicht mehr aus Glas, sondern aus Kunststoff. Der innere Rahmen ist
bedauerlicher Weise ebenfalls aus Kunststoff. An ihm wird die
Schallwand befestigt. Bei der Demontage fiel auf, dass zwei
Befestigungsdome für die Schallwand abgebrochen waren. Alle
anderen Dome sind angebrochen. Die Risse sind deutlich sichtbar.
Außerdem ist der untere Teil im Bereich des Wunschklangregisters
gebrochen (zw.dem 2. und 3. Poti v.l.)
Das 6099 von der Seite. Neben der starken Verschmutzung ist die
Bemalung ausgesprochen stümperhaft durchgeführt worden. Übermalungen
der Messingteile sind ebenso häufig, wie herumgeklekse mit der Farbe.
An manchen Stellen ist der Klarlack von den Messingteilen gelöst,
wodurch sie im Laufe der Zeit stark angelaufen sind. Der rechte
Lautsprecherstoff ist mit Farbe bekleckert.
Der Messingrahmen, der die beiden Schalter einrahmt, ist stark
angelaufen. Er lässt sich ausbauen, wenn die Schallwand komplett
ausgebaut ist. Auf der Innenseite des Messingrahmens sind zwei kleine
Nägel links und rechts ins Schallwandholz genagelt. Nachdem sie gezogen
wurden, läßt sich der Rahmen leicht nach vorne entnehmen.
Er ist
mit einem Lack (Zaponlack?) gegen anlaufen geschützt, allerdings hat das bei beiden
Rahmen nicht viel genutzt. Nach 65 Jahren ist der Lack abgebröckelt
bzw. durch Feuchtigkeit unterkrochen worden.
Leider ist die Beschriftungsfolie auf
der horizontalen Zierleiste im Bereich des Wortes "DYNAMIK" stark
beschädigt und verschmutzt. Der Schmutz ist leicht abwaschbar, die
Beschädigung musste mit Sekundenkleber fixiert werden.
Die
Leiste (Aluminiumleiste zwischen Schallwand und Skalenscheibe) ist ebenfalls
scheinbar lackiert oder eloxiert. Allerdings ist sie verbogen und in
sich verdreht. Vermutlich hat eine große Kraft auf die Leiste /
Beschriftungsfolie gewirkt. Dies hat zu dem Folienbruch und der
verbogenen Leiste geführt. (Ggf. ist dies auch der Grund für die
ausgebrochenen Dome der Schallwandbefestigung.)
Blick auf das Wunschklangregister. Die Drehknöpfe sind stark
verschmutzt, mit Farbe bekleckert und teilweise ist die Riffelung
beschädigt.
Gut erkennbar auch der Bruch des Kunststoffrahmens
zwischen den 2. und 3. Poti (v.l.)
Auch hier ist erkennbar, dass
die Farbe den Messingrahmen am Gehäuse bedeckt.
Interessant
erscheint mir, dass Grundig anscheinend einen Konstruktionsgfehler am
Register hat: Die roten Markierungen verlaufen nicht auf den
Notenlinien, die zu tief sitzen. Zudem sind die Frequenzen nicht gut
ablesbar, sie sind verdeckt.
Hier ein Blick auf die freigelegten Potis des Wunschklangregisters.
Das Höhenpoti ist gesäubert.
Weiterer Schmutz und Staub müssen
natürlich auch entfernt werden.
Insbeondere ist beim Höhenpoti zu
beachten, dass mit dem Drehknopf auch die Bandbreiteneinstellung in der
ZF für die AM-Bänder erfolgt. Das Fett in der Mechanik ist meist
verharzt, womit die Betätigung sehr schwergängig ist und ggf. die
Kunststoffteile brechen können. Daher ist das alte Fett zu entfernen.
Wenn alles sauber ist, fette ich mit Vaseline.
Das Gummiband
zwischen den Fächern ist ebenfalls völlig brüchig und wird ersetzt.
Neben dem stark angelaufenen Messingrahmen um die beiden Schalter
herum ist der völlig verschmutzte Knopf des Lautstärkepotis auffällig.
Die umlaufende Zierleiste aus Aluminium ist in diesem Bildausschnitt
völlig übermalt worden. Da auch sie anscheinend goldfarbig beständig
lackiert oder eloxiert ist, wird die Farbe mit Abbeizer gelöst werden
können. Die innere Weißfärbung ist nicht lösemittel- oder abbeizfest.
Hier kann ich die Farbe nicht entfernen. :-(
Die verschmutzten Druckschalter "ABSTIMM" und "DYNAMIK" ließen
sich, wie alle anderen Teile aus Kunststoff, sehr gut mit
Fensterreiniger (Wasser, Spülmittel, Spiritus, Salmiakgeist) reinigen.
Die Messingringe an den Drehknöpfen für die Lautstärke, Senderwahl
und Ferritantenne sind einigermaßen OK. Sie lassen sich zwar aus dem
Kunststoff entfernen, ich werde sie aber nicht entfernen und ggf. die
Flecken bestehen lassen.
Im Inneren des Radios sieht es auch nicht besser
aus. Das Chassis ist stark verrostet und das gesamte Gerät ist mit einem
schwarzen feinen Staub belegt, der zudem sehr fest sitzt. Außerdem sind
alle drehbaren Elemente (Ferritantenne, Sendereinstellung auf allen
Bändern, Wunschklangpotis und natürlich das Lautstärkepoti sehr
schwergängig, was, wie bereits erwähnt, auf verharztes Fett
zurückzuführen ist. In die Betrachtung sind auch die 4 Bowdenzüge und
die Umlenkrollen der Skalenseile einzubeziehen. Und zu allem Übel ist
der Ferritstab der Ferritantenne aus der Halterung herausgefallen und
zerbrochen. Eine der beiden Spulen ist über die Hälfte abgewicklelt. Zum
Glück ist das Radio unverbastelt.
Das
Radio von Innen. Ein Teil des Ferritstabs liegt lose im Gerät; das zweite Teil lag
unter dem Chassis. Zudem finden sich erhebliche Rostablagerungen am
Chassis.
Die Ferritantenne ließ sich reparieren. Ich habe
den Stab an der Bruchstelle mit Sekundenkleber zusammengefügt, die
abgewickelkten Windungen der Spule wieder aufgewickielt, mit Paraffin
(Kerze) fixiert und den Ferritstab am Halter mit weichem Heißkleber
befestigt.
-----------Fortsetzung folgt--------
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